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Photo of the publication Die bundesdeutsche und westeuropäische Wahrnehmung der nationalsozialistischen Verbrechen
Barbara Distel

Die bundesdeutsche und westeuropäische Wahrnehmung der nationalsozialistischen Verbrechen

18 August 2011
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  • Deutsche
  • Gedächtnis
  • Westeuropa
  • Erinnerungskultur
  • Deutschland
  • BRD
  • Nationalsozialismus

Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs sind nahezu sieben Jahrzehnte vergangen. Versucht man eine Bilanz der in diesem Zeitraum in den einzelnen Ländern Westeuropas entwickelten Formen und Traditionen der Bewahrung der Erinnerung an die eigenen Opfer der nationalsozialistischen Verbrechenspolitik zu ziehen, so ergibt sich ein vielschichtiges und sich im Laufe der Zeit kontinuierlich veränderndes Bild. Trotz aller nationalen Unterschiede gibt es zwei Konstanten, die für die Gesamtheit Westeuropas zu benennen sind: Erstens dauerte es Jahrzehnte, bevor der Völkermord an den Juden Europas insgesamt und das Schicksal der jeweiligen nationalen jüdischen Bevölkerung wirkliche Beachtung fand und historisch erforscht wurde. Nur wenige jüdische Überlebende westeuropäischer Herkunft waren aus den Vernichtungslagern in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Und dann mussten erst noch Jahrzehnte vergehen, bevor ihrem persönlichen Zeugnis, ihren schmerzlichen Erinnerungen ein angemessener Raum innerhalb der nationalen Erinnerungskulturen eingeräumt wurde.

 

Erst im Laufe der siebziger Jahre, als das Thema, von den USA und Israel ausgehend, weltweite Aufmerksamkeit fand, begann auch in den einzelnen westeuropäischen Ländern ein öffentlicher Diskurs über das Schicksal der eigenen jüdischen Bevölkerung. Zweitens vergingen noch einmal weitere zwei Jahrzehnte, bevor sich auch in Westeuropa die Erkenntnis durchzusetzen begann, dass der weitaus größte Teil der Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges von Deutschen und ihren Kollaborateuren in Ost- und Mitteleuropa begangen worden war. Und auch die Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Opfer sowohl jüdischer wie nichtjüdischer Herkunft Mittel- und Osteuropäer gewesen waren, fand erst sehr spät Beachtung. Von den rund 68.000 Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau, die sich im April 1945 zum Zeitpunkt der Befreiung in Dachau, in einem der Außenlager oder auf einem der Evakuierungsmärsche befanden, kamen rund 18.000 aus elf verschiedenen westeuropäischen Ländern. Neben den Deutschen waren Franzosen, Italiener, Belgier und Niederländer die stärksten nationalen Gruppen. Auch im „Universum Dachau“ gab es am Ende nur einige wenige jüdische Überlebende westeuropäischer Herkunft.

Die überlebenden Widerstandskämpfer wurden nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer Frankreich, Belgien, Holland, Luxemburg, Dänemark und Norwegen hoch geehrt und – soweit sie gesundheitlich dazu noch in der Lage und bereit waren – in das politische und gesellschaftliche Leben integriert. In Frankreich wie in Belgien, Dänemark oder Holland stand über Jahrzehnte hinweg der heroische, patriotische Widerstand gegen die deutschen Besatzer im Mittelpunkt des öffentlichen Gedenkens. Weder die Kollaboration Vichy-Frankreichs mit Nazi-Deutschland noch die Konflikte im sprachlich und kulturell zweigeteilten Belgien, wo es einen starken flämischen faschistischen Verband gegeben hatte, noch die Tatsache, dass es auch in den Niederlanden neben Widerstandskämpfern vor allem Gleichgültigkeit, aber auch vielfältige Kollaboration mit den deutschen Besatzern gegeben hatte, wurde zunächst Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung oder historischer Forschung. Die Situation in Spanien, Griechenland, Italien und England unterschied sich jeweils von der im restlichen Westeuropa:

In Spanien gerieten die spanischen Opfer des nationalsozialistischen Terrors erst in den letzten Jahren ins Blickfeld der nationalen Öffentlichkeit, als sich langsam eine Debatte über die auch nach Francos Tod weiter beschwiegene Geschichte der Verbrechen während und nach dem spanischen Bürgerkrieg entwickelte. In Griechenland konnte sich erst nach Überwindung der Militärdiktatur der Jahre 1967–1974 eine demokratische Gesellschaft entwickeln, die wiederum erst 20 Jahre später mit der Aufarbeitung der Geschichte Griechenlands während des Zweiten Weltkrieges und des Bürgerkrieges begann. Auch die Erinnerung in Italien war nach Ende des Zweiten Weltkrieges gespalten. Das Erbe der langen Jahre des Faschismus unter Mussolini und der Jahre 1940–1943, in denen Italien als Verbündeter an der Seite Nazi-Deutschlands gekämpft hatte, wurde verdrängt. Gewalttaten gegen die benachbarten Slowenen wurden ebenso wenig thematisiert wie Mussolinis Rassegesetze, durch die lange vor der Deportation der italienischen Juden durch die Deutschen die ausländischen jüdischen Flüchtlinge gezwungen worden waren, Italien zu verlassen. In England erhielt der nationalsozialistische Judenmord erst spät öffentliche Aufmerksamkeit. In den neunziger Jahren begannen Männer und Frauen, die in den dreißiger Jahren mit Kindertransporten von Deutschland und Österreich nach England geschickt worden waren, öffentlich über ihre Geschichten zu berichten. Erst im Jahr 2000 erhielt das „Imperial War Museum“, die wichtigste nationale Erinnerungseinrichtung, eine eigene Ausstellung zum Holocaust.

In Deutschland waren es zunächst die Alliierten, die nach der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 sofort begannen, Militärgerichtsprozesse vorzubereiten. In ihnen sollten sich die Verantwortlichen aus NSDAP, SS, Reichsregierung, Industrie, Wissenschaft, Justiz, Ärzteschaft und Wehrmacht vor der Weltöffentlichkeit für ihre verbrecherischen Taten verantworten. Am 15. November 1945 begann auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau der erste große Militärgerichtsprozess gegen 40 Angeklagte wegen Verbrechen im Konzentrationslager Dachau, der zum Modell für die bis zum Jahr 1948 folgenden 489 Verfahren gegen 1672 Angeklagte wurde. Die amerikanischen Dachau-Prozesse standen im Schatten der Verfahren des Internationalen Militärgerichtshofes in Nürnberg, die dank breiter, internationaler Berichterstattung weltweite Beachtung fanden. In Deutschland jedoch stießen alle Prozesse vor Alliierten Gerichtshöfen bei der Mehrheitsgesellschaft auf Gleichgültigkeit oder sogar auf entschiedene Ablehnung. Die deutsche Bevölkerung war mit dem Kampf um das tägliche Überleben inmitten von Trümmern beschäftigt, mit der Beschaffung von Wohnraum und Nahrungsmitteln. Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen mussten untergebracht und ebenfalls versorgt werden. Die Prozesse wurden als Angelegenheit der Siegermächte gesehen. Die Anstrengungen der Besatzungsmächte, insbesondere der Amerikaner, die Deutschen mit den von ihnen verursachten Gräueln zu konfrontieren und sie mit Hilfe von Entnazifizierungsprogrammen zu Demokraten zu erziehen, erweckten Apathie und Gleichgültigkeit. Man war sich über das Ausmaß der militärischen Niederlage im Klaren, aber die moralische Katastrophe und das Erbe der Barbarei wurde nicht zur Kenntnis genommen.

Der heute in Aachen lehrende Historiker und Politikwissenschafter Helmut König unterscheidet vier Phasen der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland:

1. Die unmittelbare Nachkriegszeit bis zur Gründung der Bundesrepublik, in der die Besatzungsmächte das Geschehen bestimmten. Neben der strafrechtlichen Aufarbeitung der Verbrechen erschienen zwar Erinnerungsberichte aus Verfolgung und Widerstand, die jedoch ohne besondere Wirkung auf die Gesellschaft blieben.

2. Die fünfziger Jahre der so genannten Adenauer-Ära, die durch das Schweigen über die nationalsozialistischen Verbrechen gekennzeichnet waren. Ost-West-Konflikt und Kalter Krieg bestimmten auch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Um die Bundesrepublik in das westliche Bündnis zu integrieren, wurden Verurteilte Straftäter amnestiert und aus der Haft entlassen, die ehemaligen Eliten des NS-Staates rehabilitiert.

3. Die lange, dreißig Jahre andauernde Phase zwischen 1960 und 1990, in der sich allmählich ein tief greifender Wandel in der Wahrnehmung und Rezeption der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Bedeutung für die deutsche Nachkriegsgesellschaft vollzog und der Zivilisationsbruch „Auschwitz“ erforscht und diskutiert wurde. Nach dem Jerusalemer Eichmann-Prozess des Jahres 1961 und dem Frankfurter Auschwitz-Prozess der Jahre 1963–1965 begann man in der Bundesrepublik Deutschland über die politischen und moralischen Dimensionen des nationalsozialistischen Völkermords nachzudenken. Mitte der siebziger Jahre begann eine Vielzahl von bürgerschaftlichen Initiativen mit der Erforschung lokalgeschichtlicher Aspekte. Gleichzeitig nahm das Thema in Bildung und Wissenschaft immer breiteren Raum ein.

4. Die neue Bundesrepublik nach den politischen Umwälzungen des Jahres 1989. Mit der Vereinigung Deutschlands gerieten nicht nur die Geschichtspolitik der ehemaligen DDR und damit die Frage nach neuen Konzepten für die großen KZ-Gedenkstätten Buchenwald, Sachsenhausen und Ravensbrück in die öffentliche Diskussion. Gleichzeitig erweiterte sich der Kontext der Auseinandersetzung in einer sich kontinuierlich vergrößernden europäischen Gemeinschaft. Das Jahr 1995 markierte mit den in allen europäischen Ländern breit angelegten Veranstaltungen zum 50. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom nationalsozialistischen Terror einen Höhepunkt des öffentlichen Gedenkens. In den darauf folgenden Jahren bestimmten Fragen des Vergleichs der beiden deutschen Diktaturen in hohem Masse die öffentliche Auseinandersetzung. Heute, 75 Jahre nachdem Hitler und seine Anhänger die Macht in Deutschland übernahmen, geht die Phase der persönlichen Zeugenschaft zu Ende. Der transnationale Diskurs zwischen West-, Mittel- und Osteuropa hat jedoch erst begonnen.

 

Photo of the publication Der Streit um das Erbe des „Prager Frühlings“
Jan Pauer

Der Streit um das Erbe des „Prager Frühlings“

18 August 2011
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  • Charta 77

Blickt man auf das Jahr 1968 zurück, stößt man auf die merkwürdige Tatsache, dass dem „Prager Frühling“ im Westen mit Respekt und Sympathie, in Prag insbesondere nach der Entstehung der selbstständigen Tschechischen Republik 1992/93 von maßgeblichen Teilen der neuen politischen Eliten und öffentlichen Meinungsmachern eher mit Skepsis und offener Ablehnung begegnet wurde.

Während in Europa, und zwar auch im ehemaligen Ostblock, seine Niederschlagung als eine nationale, tschechoslowakische Tragödie betrachtet wird, hörte man in der ersten Hälfte der neunziger Jahre aus Tschechien Stimmen, die im „Prager Frühling“ vor allem einen Kampf der kommunistischen Fraktionen untereinander sahen und das ganze Ereignis als eine Episode in der Geschichte eines absurden Experiments – des Kommunismus – betrachteten.

In der Tschechischen Republik der frühen neunziger Jahre gingen die Meinungen über Dubček erheblich auseinander. Jüngere konservative Journalisten verorteten ihn unwiederbringlich im kommunistischen Lager. Etwas differenziertere Stimmen konzedieren den damaligen Reformern Bemühungen um mehr Menschlichkeit, bescheinigen ihnen zugleich eine illusorische, inkonsistente und schwächliche Politik. Die Hauptbedeutung des „Prager Frühlings“ erblicken sie in seinem Scheitern, weil damit endgültig die Illusion der Reformierbarkeit des kommunistischen Systems begraben worden sei. Umgekehrt bescheinigten bekannte Akteure von 1968 wie Karel Kosík, Jiří Pelikán oder Eduard Goldstücker dem neuen liberalkonservativen Machtestablishment, es verhalte sich dem „Prager Frühling“ gegenüber nicht anders, als das Husák-Regime es seinerzeit getan habe. Der „Prager Frühling“ sei zweimal, nach 1968 und nach 1989, von den jeweiligen politischen Machthabern „begraben worden“. Aus dem politischen Differenzierungsprozess nach 1989 gingen in der Tschechischen Republik die neoliberalen Parteien als Sieger hervor. Sie wollten deutlich machen, dass sie eine andere Demokratie- und Gesellschaftskonzeption hatten als jene von 1968. Mit der schematischen Gegenüberstellung von „natürlicher Ordnung“ und „anmaßender Konstruktion“ einer technokratisch entworfenen, besseren Welt wurden alle Sozialisten und Linksliberalen als politische Feinde markiert, welche die Grundlagen der Freiheit des Menschen gefährdeten. Der „Prager Frühling“ wurde zum Politikum und stand im Zentrum der politischen Auseinandersetzung. Nicht Parteimitglieder standen bis 1989 im Mittelpunkt der Kritik, sondern die „68er“ und die mit ihnen verbundenen Dissidenten etwa in Gestalt der Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“.

Will man die zeitweilige Geringschätzung gegenüber dem „Prager Frühling“ nach 1989 auch innerhalb des reflektierten Antikommunismus in Tschechien verstehen, so ist ein Großteil davon auf die besondere Art und Weise seiner Niederlage zurückzuführen. Sie kam sukzessive, und ihren schwierigsten Teil erledigten die Reformer selbst. Deren Unfähigkeit, bestimmte politische Grundsätze nicht preiszugeben und lieber rechtzeitig die Macht abzugeben, statt zu hoffen, dass ihr bloßes Verharren in bestimmten Funktionen ein kleineres Übel sei, war kein Zufall. Darin spiegelte sich der wesentliche Unterschied zwischen einer reformkommunistischen Stellvertreterpolitik und einer legalen und demokratischen Politik, die sich dem Volk, dem Parlament und der Verfassung des Landes verpflichtet weiß. Die Unterdrückung des reformkommunistischen Versuchs mündete in Resignation, Zynismus, Emigration. Flucht ins Private und äußere Kollaboration mit dem Regime prägten die zwanzig Jahre des Husák-Regimes. Die Repressionen, aber auch politische Anpassung und Selbstverleugnung hat das Land in eine Kulturwüste verwandelt. Alle Reformgedanken blieben bis 1989 aus der Partei verbannt.

Die politische Instrumentalisierung in der ersten Hälfte der neunziger Jahre weicht nur langsam zurück. Differenziertere Urteile und die Einkehr des argumentativen Stils im Streit um das Erbe des „Prager Frühlings“ sind unverkennbar. Hinzu kommt, dass, trotz der kontroversen Bewertung des Reformexperimentes, der „Prager Frühling“ und seine gewaltsame Unterdrückung tief in das kollektive Gedächtnis der Bürger eingeschrieben sind. Laut Umfragen wird der „Prager Frühling“ mehrheitlich als der Versuch einer Erneuerung der Demokratie und als eine Angelegenheit der Mehrheit der Nation gesehen.

Anders verlief der Umgang mit dem Prager Frühling in der Slowakei. Sowohl der Reformprozess 1968 wie die Folgen seiner Niederlage wurden dort stark abgebremst. Da die Föderalisierung des Landes die einzige Reform des Jahres 1968 war, welche die politische Restauration nach 1969 überlebte, verfügte das Husák-Regime in der Slowakei über eine gewisse Legitimität. Die Slowakei hat unter dem kommunistischen Regime den größten Urbanisierungs- und Industrialisierungssprung in ihrer Geschichte vollzogen. Der Regimewechsel 1989 führte nicht zu einer starken Polarisierung zwischen einer demokratischen Opposition und offiziellen Strukturen, was sich in einer verhaltenen Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit und in der Ablehnung der in Tschechien nach 1989 vorangetriebenen „Lustrationen“ niederschlug. In der Slowakei gab es nach 1989 eine generell positivere Einstellung zum Erbe des Reformprozesses 1968.

Der Reformkommunismus wie der Eurokommunismus hinterließen weder theoretisch noch institutionell ein Erbe, an das die neu gewonnenen Demokratien nach 1989 hätten anknüpfen können oder gar müssen. Der Reformkommunismus als Demokratiekonzept ist aber weder mit dem gesamtgesellschaftlichen demokratischen Aufbruch, den man „Prager Frühling“ nennt, identisch, noch mit seiner Bedeutung sowohl für die tschechische und slowakische als auch für die europäische Geschichte.

Warum faszinierte der „Prager Frühling“ den Westen? Für die Sozialisten und Eurokommunisten war der „Prager Frühling“ eine Hoffnung, dass die ersehnte Verknüpfung von sozialer Gerechtigkeit und Demokratie Wirklichkeit werden könnte. Für die Modernisierer und Technokraten war es ein Experiment, das hätte zeigen können, ob eine Systemkonvergenz stattfindet, ob der Ausbau des Wohlfahrtsstaates im Westen eine Entsprechung in der Demokratisierung und marktwirtschaftlichen Öffnung im Osten hat. Für die Sozialdemokraten war der Prager Frühling eine Inspiration und eröffnete die Perspektive der Überwindung der Spaltung der Linken in Kommunisten und Sozialdemokraten.

Die Vorstellung, der totalitäre Sowjetkommunismus könne friedlich und unblutig überwunden werden, elektrisierte selbst bürgerliche und konservative Politiker wie zum Beispiel Margaret Thatcher oder George Bush Senior. Die bloße Vorstellung von der Möglichkeit einer gewaltlosen Überwindung der europäischen Spaltung berührte fast alle, auch unpolitische Menschen. Und schließlich war der „Prager Frühling“ ein mediales Weltereignis. Millionen Bürger konnten am Fernsehschirm den nächtlichen Überfall auf ein kleines Land sehen, das niemanden bedrohte, sondern sich daran machte, mit eigenen Lügen und undemokratischen Praktiken aufzuräumen. Der Prager Frühling veränderte nachhaltig den Blick auf die Natur des Sowjetkommunismus. Bekannte europäische Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre und Bertrand Russell brandmarkten die militärische Intervention als „Moskaus Vietnam“.

Im ehemaligen Ostblock hatte der Prager Frühling nachhaltig gewirkt, indem die Veränderbarkeit des diktatorischen Systems sowjetischer Prägung zugunsten neuer Freiheiten für einige Monate Realität wurde. Die Proteste gegen die militärische Intervention in der Sowjetunion, Polen, Ungarn und der DDR durch kleine und damals machtlose Dissidentengruppen markierten eine Zäsur in der Entwicklung des Ostblocks. Es war der Beginn einer zivilgesellschaftlichen Opposition und das historische Ende des Reformkommunismus.

Der „Prager Frühling“ gibt wenig Anlass für selbstgerechte Urteile. Weder stimmt die schlichte Formel der Reformkommunisten, er sei der direkte Vorläufer der „samtenen Revolution“, noch die neoliberale Gegenüberstellung von den Interessen des Volkes, das Demokratie wollte, und denen der Reformkommunisten, die nur eine Modernisierung ihrer Herrschaft anstrebten.

Kulturell bedeuteten die sechziger Jahre eine produktive Aufbruchszeit. Der noch nicht so sichtbare zivilisatorische Rückstand gegenüber dem Westen und der vorökologische Wachstums- und Technikfetischismus unterstützten die damals geglaubte Perspektive einer langfristigen Annäherung der Systeme in Ost und West. Die erstaunliche, weltweite Renaissance des Marxismus in den sechziger Jahren erleichterte die grenz- und blockübergreifende Kommunikation. Ideologisch befand sich der „Prager Frühling“ auf der Höhe des zeitgenössischen Irrtums. Die damaligen Reformer verließen sich darauf, dass die durch die Verstaatlichung entstandene Gesellschaftsstruktur nicht mehr revidierbar sei. Gerade weil sie an die historische Mission des Sozialismus glaubten, trauten sie sich auch, mehr Demokratie zu wagen.

Trotz der schon erwähnten programmatischen Beschränkungen war der gesamtgesellschaftliche Prozess des Jahres 1968 eine Systemtransformation, die ohne Gewalt nicht mehr zu stoppen gewesen wäre. In der demokratischen Subversivität des Reform- und Transformationsprozesses, durch die der historische Beweis für die Möglichkeit einer friedlichen Überwindung der kommunistischen Diktatur erbracht worden ist, liegt die historische Bedeutung des „Prager Frühlings“.

 


 

Dr. Jan Pauer – Historiker, Übersetzer und Philosoph. 1990-1993 arbeitete er mit dem von der tschechischen Regierung geschaffenen Historiker-Ausschuss für Untersuchungen der Geschichte der ehemaligen Tschechoslowakei in den Jahren 1967-1971. Seit 1993 Mitarbeiter des Zentrums für Untersuchungen an Osteuropa der Universität in Bremen. Mitautor vieler Dokumentarfilme, Teilnehmer einiger Radiosendungen und Autor vieler Presseartikel aus dem Bereich der Geschichte, Kultur und Politik Osteuropas.

 


 

Photo of the publication Das ukrainische L’viv seit 1991 – Stadt der selektiven Erinnerung
Delphine Bechtel

Das ukrainische L’viv seit 1991 – Stadt der selektiven Erinnerung

18 August 2011
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Die Geschichte der westlichen Ukraine und die des ehemaligen Galizien sind komplizierter als die der übrigen Ukraine. Galizien war Bestandteil mehrerer Staaten und Mächte. Nach der Gründung der Stadt Lemberg durch Fürst Danylo im Jahr 1256 gehörte das Gebiet 400 Jahre zu Polen und anschließend 146 Jahre zur Habsburgischer Monarchie (1772–1918). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region Teil des unabhängigen Polens, 1939/1941 kamen die sowjetische und die nationalsozialistische Eroberung und über fünf Jahrzehnte die Eingliederung in die UdSSR, bevor 1991 die Ukraine unabhängig wurde.

 

In den dreißiger Jahren lebten in der Dreivölkerstadt Lemberg/Lwów 51 Prozent Polen, etwa ein Drittel Juden und 16 Prozent Ukrainer. Nach der Vernichtung der Juden und der Vertreibung der polnischen Bevölkerung stand Lemberg praktisch zu 85 Prozent leer. Die Stadt wurde von russischen/sowjetischen Beamten, Militärs und ukrainischen Bauern in Besitz genommen. Die Vergangenheit dieser Stadt als Wiege der ukrainischen Nationalbewegung wurde erst mit der Unabhängigkeit der Ukraine offengelegt. Heute ist sie als Zentrum der westlichen Ukraine im Kontrast zu dem stark russifizierten Osten des Landes ein Hort der ukrainischen Identität. Daraus entstanden antagonistische Geschichtsschreibungen, unvereinbare „nationale Gedächtnisse“, unüberbrückbare Versionen von Geschehnissen, Helden und Märtyrern.

Bei ihrer Suche nach einem verbindenden Narrativ einer kontinuierlichen ukrainischen Vergangenheit ehrten die Lokalautoritäten in Lemberg nach 1991 verschiedene Persönlichkeiten durch Straßenumbenennungen, die Errichtung von Denkmälern, Gedenktafeln oder durch öffentliche Feiern. Die maßgeblichen Vertreter der ukrainischen Literatur wie der Dichter Taras Shevtchenko oder der Schriftsteller und Freiheitskämpfer Ivan Franko waren schon unter dem sowjetischen Regime als Träger der Kultur des ukrainischen Volkes verehrt worden. Der Führer der Kosakenaufstände im 17. Jahrhundert, Bohdan Khmelnits’kyj, gehört auch zum Pantheon des sowjetisch-ukrainischen Gedenkens, obwohl er, die damals polnische Stadt belagert und nicht verteidigt hatte. Die Anlehnung an große historische Figuren wie die Nationalhistoriker Mykhajlo Hrushovskyi oder Mykhajlo Drahomanov zielt auf eine pan-ukrainischen Identität. Die Stadt hat darüber hinaus dazu beigetragen, eine lokale Tradition zu schaffen, die auf der partikularen Geschichte Galiziens (Halytschyna auf Ukrainisch) beruht. Diese Konstruktion fußt auf komplexen Prozessen der Umkehr, der Aufwertung, der Rehabilitierung, aber auch des Verschweigens von Geschichtsereignissen und -verläufen.

Ein erstes Charakteristikum dieser Politik ist die Vergegenwärtigung der Stadtgeschichte, unter fast völliger Abstinenz vom polnischen, jüdischen und auch sowjetischen/russischen Teil dieser Geschichte. Die Altstadt Lembergs ist ein Juwel der Renaissance wie auch der späteren Architektur unter dem Einfluss der Wiener und der Krakauer Sezession. Doch ist dies praktisch nirgendwo öffentlich zu lesen. Heute sind von dieser Vergangenheit nur einige Spuren geblieben: Jiddische oder polnische Aufschriften kommen unter der blättrigen Farbe manchmal wieder zum Vorschein. Nirgends wird von den Lokalbehörden offiziell des Mordes an den 160.000 Juden durch die Nazis oder die Deportierung der über 100.000 Polen 1945/46 erinnert. Das Denkmal für die Opfer des Ghettos in Lemberg wurde 1992 aus privaten Geldern errichtet.

Alles, was an die sowjetische Präsenz in der Stadt erinnert, musste auch verschwinden. Ähnlich wie in Riga und in anderen Städten des Baltikums wurden manche Denkmäler der Roten Armee abgetragen. Russische Schulen wurden geschlossen. Die Puschkin- und die Lermontovstraße mussten in einem Viertel weichen, wo die Straßen nach Vertretern der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) umbenannt wurden.

Die zweite Charakteristik dieser Geschichtspolitik ist die Schaffung eines ukrainischen nationalen Kontinuums, in einer Stadt, die eigentlich erst ab 1945 ukrainisiert wurde und deren ukrainische Kontinuität es praktisch nicht gibt. Diese erfundene Kontinuität fängt bei Danylo, dem galizischen Fürsten des 13. Jahrhunderts an und reicht bis zu dem ukrainischen Popsänger Ihor Bilozir, der im Jahr 2000 von Russen erschlagen wurde. So gelangt man von der drei Monate existierenden Westukrainischen Volksrepublik, die am 9. November 1918 in L’viv ausgerufen wurde, bis zum „Akt“ des 30. Juni 1941, durch welchen die ukrainischen Nationalisten der OUN Stepan Bandera und Jaroslav Stec’ko, die mit der Wehrmacht einmarschiert waren, die Unabhängigkeit der Ukraine erklärten, die jedoch nur wenige Tage von NS-Deutschland geduldet wurde.

Ultranationalisten, Rechtsextremisten und Kollaborateure der Nazis werden rehabilitiert, da sie gegen die Russen kämpften. Das Museum für Stadtgeschichte hat seine Räume unter dem Titel „Bestrebungen der Ukrainer nach Befreiung und Unabhängigkeit“ neu gestaltet. Dort werden kritiklos Theoretiker eines radikalen, faschistischen Nationalismus wie Dmytro Doncov, Mitglieder der ukrainischen Wehrmachtsbataillone „Nachtigall“ und „Roland“ und der SS-Division Galizien, zu der sich bis zu 80.000 ukrainische Freiwillige melden wollten, als Helden dargestellt. Zwei Persönlichkeiten der OUN/UPA werden hervorgehoben: Stepan Bandera, in Polen in erster Linie als Mörder wahrgenommen, für den 2007 ein monumentaler Memorialkomplex neben der Elisabeth-Kirche errichtet wurde, und Roman Shukhevytch, den Kommandanten des Bataillons „Nachtigall“.

Neu sind seit 2006–2007 die Veränderungen bei der Benennung jener militärischen Einheiten, die mit den Nazis kollaborierten, indem die deutschen Benennungen jetzt den ukrainischen weichen. Das Wehrmachtsbataillon „Nachtigall“ erscheint jetzt als „DUN“ (Druzhyna ukraïnskikh nacjonalistiv, Legion der ukrainischen Nationalisten), und die SS-Division „Galizien“ als „U.D. Halytschyna“ (Ukraïnska Divizja Halytschyna) oder „Erste U.D. Halytschyna“. Zu diesem Zweck wurden den ausgestellten Uniformen die Totenköpfe, Borten, Spiegel und Dienstabzeichen der SS entfernt und die Museumsexponate auf diese Weise verharmlost.

Das dritte Charakteristikum der Erinnerungspolitik an die Stadt Lemberg ist die Erfindung eines neuen Märtyrertums. Im Kontext der „Konkurrenz der Opfer“ geht es darum, Märtyrer zu finden, die dem Altar der nationalen Erinnerungskonstruktion genügen. Diese Viktimisierung hat in der Ukraine als wichtigsten Bezugspunkt die große Hungersnot („Holodomor“) der Jahre 1932–1933, um deren internationale Anerkennung als „ukrainischer Holocaust“ sich die Regierung stark bemüht. In Lemberg sind vor allem die Massaker im Gedächtnis präsent, die vom NKWD in den letzten Tagen vor dem deutschen Einmarsch im Juni 1941 in den Lemberger Gefängnissen verübt worden sind. Der NKWD erhielt damals den Befehl, die politischen Gefangenen ins Innere der UdSSR abzutransportieren oder sie zu liquidieren. Bei dem schnellen Einmarsch der Deutschen wurden über 4000 Personen in den Gefängnissen erschossen. Seit 1991 können diese Gräuel wieder benannt werden. Die städtischen Behörden sowie Opferorganisationen errichteten mehrere Denkmäler zu diesen tragischen Ereignissen. Auf den neuen Denkmälern findet sich jedoch kein Hinweis auf die grausamen Pogrome, die nach dem Einmarsch der Wehrmacht auf den Straßen stattfanden und von einem rachesüchtigen Mob, der ukrainischen Hilfspolizei und ukrainischen Nationalisten an der jüdischen Zivilbevölkerung unter Aufsicht der Nazis verübt wurden.

Die Zusammenlegung der Helden des Nationalismus und der Opfer des Stalinismus in einem gemeinsamen Mausoleum kommt einer Sakralisierung des ukrainischen Leidens gleich. Das Mausoleum wurde 2006 auf dem Łyczaków-Friedhof eingeweiht. Dieser neue Teil des Friedhofes wurde so angelegt, dass er den polnischen Militärfriedhof des Ersten Weltkrieges (Cmentarz Lwowskich Orląt) überragt und somit symbolisch verdrängt. Auf diesem Erinnerungsort werden wiederum das Bataillon „Nachtigall“ und die SS-Division „Galizien“ („Erste U.D. Halytschyna“) gewürdigt. 2006 verkündeten die städtischen Behörden ihr Vorhaben, Stepan Bandera, Yevhen Konovalets, Andriy Melnyk und andere Führer der OUN/UPA dorthin umzubetten.

Lemberg ist von einem regelrechten Erinnerungsfieber ergriffen. Wobei eine selektive Erinnerungspolitik und Musealisierung zum Tragen kommt. Allein die ukrainische Wiedergeburt und das ukrainische Leiden werden thematisiert. Das multikulturelle Erbe der Stadt wird hingegen vergessen und verdrängt.

Wie werden sich die polnischen, deutschen, amerikanischen und jüdischen Touristen in dieser Denkmäler-Landschaft mit ihren Narrativen wiederfinden? Wie kann diese Politik mit der erwünschten Integration der Ukraine in Europa zusammenpassen? Werden mit diesen revisionistischen Ausblendungen die künftigen Generationen westukrainischer Schüler noch mitbekommen, dass diese „Helden“ sich in die Dienste von Wehrmacht und SS eingeschrieben hatten? Wird einmal danach gefragt werden, inwieweit sie bei „ethnischen Säuberungen“ an Polen und Juden mitgemacht haben? Ernste Fragen angesichts einer problematischen selektiven Geschichtsdarstellung, die Museen, Straßen und Denkmäler in dem ukrainischen L’viv seit 1991 verändert und geprägt haben.

 


 

Prof. Delphine Bechtel - Stellvertretende Direktorin des Centre Interdisciplinaire de Recherches Centre-Européennes, Professorin an der Fakultät für Germanistische Studien der Universität Paris IV - Sorbonne. Ihre wissenschaftlichen Interessen umfassen u.a. die Literatur und Kultur des Jiddischen in Mittel- und Osteuropa, Politik, Kultur und literarische Kontakte zwischen deutschen und jüdischen Schriftstellern in Hebräisch oder Schriftstellern in Jiddisch in Mittelosteuropa (Russland, Polen), multikulturelle Städte in Mittel- und Osteuropa.

 


 

Photo of the publication Das Jahr 1989 – Ein europäischer Erinnerungsort
Burkhard Olschowsky

Das Jahr 1989 – Ein europäischer Erinnerungsort

18 August 2011
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  • Ende des Kommunismus
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  • Gorbatschow
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Das Jahr 1989 – der ostmitteleuropäische Völkerherbst – hat zwar den Kontinent fundamental verändert. In unserem Bewusstsein steht der Herbst dieses Jahres aber eher für das Ende einer Epoche denn für den Beginn einer neuen.

Am 6. Juli 1989 hielt Michail Gorbatschow eine Rede in Straßburg vor dem Europarat und teilte seinen Zuhörern mit, die Sowjetunion werde Reformen in Osteuropa nicht im Wege stehen. Nachdem die Metropole eines Imperiums so öffentlich erklärt hatte, dass sie nicht an den Randgebieten ihrer Einflusssphäre festhalten werde, festhalten könne, – und als dies weltweit bejubelt worden war –, war es nur noch die Frage einer überschaubaren Frist, wann die Statthalter des Imperiums in Warschau, Budapest, Ost-Berlin, Prag und Bukarest fallen würden.

Offen blieb freilich, wie und wohin sie fallen würden. Offen blieb auch, ob Jaruzelski, Honecker, Jakeš, Ceauşescu und Kádár ihre Machtmittel, über die sie zweifellos noch verfügten, einsetzen würden. Welche Folgen das Gewaltszenario haben konnte, wurden den Ostmitteleuropäern am 4. Juni 1989 vor Augen geführt, dem Tag als Chinas kommunistische Machthaber Hunderte friedlicher Demonstranten auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ niederschießen ließen. Genau an dem Tag als in Polen die ersten halbfreien Wahlen stattfanden. Auch wegen des abschreckenden Beispiels vom Platz des himmlischen Friedens vermieden die Männer und Frauen der Opposition des Jahres 1989 auf dem europäischen Schauplatz ganz bewusst die Gewalt. In den Jahrzehnten ihrer Herrschaft hatten die kommunistischen Regime durch Androhung und Anwendung von Gewalt ihren Kredit verspielt. Trotz aller Waffen, die die Regimes besaßen, haben sie ihre Bürger unfreiwillig gelehrt, wie untauglich es ist, Gewalt anzuwenden.

Die kommunistischen Staatsparteien in Ostmitteleuropa verfügten zwar 1989 noch über die Machtmittel, doch es fehlte ihnen an einer starken Führung. Nur eine solche, die sich nicht scheute, Blut zu vergießen, hätte diese Machtmittel benutzen können. 1989 waren sich die Führungen der kommunistischen Parteien des „Ostblocks“ ihrer Parteibasis, ihrer Sache und vor allem ihrer selbst nicht mehr sicher, um dem revolutionären Aufbegehren der Bevölkerung ihrer Länder noch etwas entgegensetzen zu können. Abneigung gegen Gewalt war alles, was viele Revolutionäre von 1989 gemeinsam hatten. Sie waren eine ungewöhnlich gemischte Gruppe. Sie bestanden nicht selten aus Reformkommunisten, Sozialdemokraten, liberalen Intellektuellen, Nationalisten, Marktwirtschaftlern, kirchlichen Aktivisten, Gewerkschaftlern, Pazifisten, einigen traditionellen Trotzkisten und vielen anderen. Diese große Vielfalt war ein Teil ihrer Stärke und Gift für den Einparteienstaat.[1]

Die weitgehende ideologische Ähnlichkeit der Länder im sowjetischen Herrschaftsbereich führte dazu, dass die Gefährdung oder der Sturz der kommunistischen Führung in einem Lande unweigerlich die Legitimität der anderen schwächte. Es ist wohl ein Wesenszug von Revolutionen, dass sie die Legitimität der herrschenden Macht durch das kumulative Beispiel zersetzen. Das Neue an 1989 war das Tempo dieses Vorgangs. Das Ihre zur Beschleunigung und Unumkehrbarkeit der Entwicklung trugen die Massenmedien bei. Besonders die Ungarn und Tschechen waren in der Lage, ihre eigene Revolution jeden Abend in den Fernsehnachrichten zu sehen. Die Ostdeutschen beschlich beim allabendlichen Konsum des Westfernsehens nicht mehr der Wunsch, auszuwandern, sondern das Gefühl, Subjekt des Geschehens zu sein. Seien es die Bilder von der Exhumierung und Umbettung von Imre Nágy am 16. Juni 1989, von den Leipziger Montagsdemonstrationen am 9. Oktober 1989, oder die Bilder der demonstrierenden Prager Studenten am 17. November 1989.

Dieses erhabene Gefühl, die Wiedererlangung der eigenen Würde, welches die Polen 1980 erstritten und enthusiastisch zelebriert haben, wurde nun für Tschechen, Slowaken, Ungarn und in besonderer Weise für Ostdeutsche nachvollziehbar. Innerhalb von Tagen verloren die kommunistischen Regimes das, worauf sie peinlich und mit stets wiederkehrenden Restriktionen achteten – ihr Informationsmonopol. Die Furcht, allein zu sein, die oppositionelles Engagement gerade in der DDR und der Tschechoslowakei zu einem ungewissen und zermürbenden Unterfangen machte, war für immer dahin.

In Polen allerdings sind die Veränderungen des Jahres 1989 nicht der Erinnerungsort überschäumender Freude und emotionaler Ergriffenheit geworden. In den Gesprächen am „Runden Tisch“ zwischen einem Großteil der Opposition und der Machtelite ging es nicht mehr darum, ob letztere die Macht abgeben bzw. teilen werde, sondern vor allem auf welche Weise dies angesichts einer verheerenden Wirtschaftslage geschehen würde. Sachbezogenheit und Verhandlungsgeschick waren dabei eher gefragt als revolutionärer Furor.

Bei den Oppositionsgruppen der DDR stieß der „Runde Tisch“ als originär polnische Erfindung auf reges Interesse und wurde als nachahmeswertes Beispiel wahrgenommen und praktiziert, ein Umstand, der in Polen weitgehend ausgeblendet wird. Um den „Runden Tisch“ in Polen gab und gibt es Kontroversen. Die Vertreter der radikalen Opposition kritisierten, am Runden Tisch sei ein unzulässiges Einvernehmen mit dem Feind bekundet worden. Diese Kritik wird immer wieder erneuert, in den letzten Jahren sogar mit größerer Vehemenz.

Das Jahr 1989 wäre nicht hinlänglich beschrieben, ohne auf die deutsche Wiedervereinigung und die eingeschliffenen internationalen Wahrnehmungen und Gewohnheiten einzugehen. Diese wurden in diesem Revolutionsjahr massiv und keineswegs zur Freude mancher europäischen Regierungen in Frage gestellt. Was war geschehen? Bis 1989 war es allgemeiner Konsens in Westeuropa, dass sich die deutsche Frage erst dann stelle, wenn die politischen Voraussetzungen erfüllt, sprich eine europäische Friedensordnung geschaffen sein würde. Die Realität sah gründlich anders aus.

Frankreich und Großbritannien waren alarmiert über eine vermeintlich unkontrollierte 80-Millionen-Macht. Für die frisch gewählte Regierung Mazowiecki bot die deutsche Wiedervereinigung die Chance, die alten Verpflichtungen im Warschauer Pakt behutsam durch souveräne Beziehungen und neue Partnerschaften mit dem Westen zu ersetzen. Die Sympathie der neuen polnischen Regierung für die demokratische Bundesrepublik wurde durch Helmut Kohls Zehn-Punkte-Plan zur Wiedervereinigung im Dezember 1989 auf eine schwere Probe gestellt, da die Oder-Neiße-Grenze dort ausgespart blieb. Der Vertrag von 1970 galt nur für die alte Bundesrepublik, nicht aber für das vereinigte Deutschland.

Gorbatschows Zustimmung zum vereinten Deutschland und dessen Zugehörigkeit zur Nato, resultierte im Wesentlichen aus der Überlegung, dass man die DDR und Mitteleuropa aufgeben musste, um sich auf die Gesundung der Sowjetunion zu konzentrieren und dafür die Hilfe des Westens zu gewinnen. Was bleibt, sind sein Mut und seine strategische Leistung.

Bis heute ist der Epochenumbruch des Völkerherbstes nicht zum Gründungsmythos geworden – weder des vereinigten Deutschlands noch der III. Polnischen Republik, noch des erweiterten Europas. Jürgen Habermas hat die Vorgänge des Jahres 1989 einst als „nachholende Revolution“ gedeutet, also den Versuch, Anschluss an zivilisatorische und verfassungsrechtliche Entwicklungen zu gewinnen, die im Westen längst abgeschlossen waren. Diese institutionelle Betrachtung verkennt die häufig andersartigen Erinnerungen, Erfahrungen und Sozialisationen in Ost- und Westeuropa, die originären emanzipatorischen Leistungen vom Volksaufstand am 17. Juni 1953 bis zur Solidarność 1980/81, aber auch die unzähligen Zeugnisse einzelner Menschen und kleiner Gruppen – Beispiele von Selbstbehauptung und abgetrotzter Gewissensfreiheit und von erkämpften Menschen- und Bürgerrechten sowie von Leistungen der gesellschaftlichen Selbstorganisation abseits der parteistaatlichen Machtstrukturen.

Auch wenn der Kontinent nunmehr politisch die Jalta-Ordnung, jene Spaltung in einen diktatorischen Osten und einen demokratischen Westen als Folge des Zweiten Weltkriegs, überwunden hat, so wirken die Erinnerungskulturen von Ost- und Westeuropa nach wie vor nebeneinander, nicht selten gegeneinander, so als hätten sich die Zumutungen des Lebens hinter dem Eisernen Vorhang tiefer, als in westeuropäischen Hauptstädten für möglich gehalten, im Gedächtnis der Ostmitteleuropäer eingeprägt. Nach Auffassung von Ralf Dahrendorf ist „1989“ im deutschen intellektuellen Bewusstsein weder ein tiefer Einschnitt wie in dem des übrigen Europa noch ein Moment des Aufatmens ob des Triumphes der offenen Gesellschaft. In Absetzung von dieser Auffassung sieht Dahrendorf „1989“ nicht nur eine globale Zäsur, er glaubt auch, dass „1989“ als Gründungsmythos für das neue Europa taugt.[2]

Ein Rückblick auf das Wirken ostmitteleuropäischer Männer und Frauen im Jahre 1989 ist in besonderer Weise geeignet, um als sinnstiftendes Beispiel für die Verwirklichung der Zivilgesellschaft in Europas Freiheitsgeschichte aufgenommen zu werden. „1989“ sollte als fester Erinnerungsort neben anderen Ereignissen, in einer europäischen Erinnerungskultur verankert werden. „1989“ stellte eine revolutionäre Volksbewegung für den demokratischen Verfassungsstaat dar. Sie zielte auf die Überwindung von Grenzen und belegte, dass es sich immer und überall lohnt, die Würde und die Freiheit des Einzelnen zu behaupten und zu verteidigen. Das Jahr 1989 ist ein europäischer Erinnerungsort, weil er Europa in der heutigen Gestalt erst möglich machte.

1 Vgl. Peter Bender, Deutschlands Wiederkehr. Eine ungeteilte Nachkriegsgeschichte 1945–1990, Stuttgart 2007, S. 229 f.

2 Ralf Dahrendorf, Der Wiederbeginn der Geschichte. Vom Fall der Mauer zum Krieg im Irak. Reden und Aufsätze, München 2004, S. 213.

 


 

Dr. Burkhard Olschowsky (geb. 1969 in Berlin) studierte Geschichte und die Geschichte Osteuropas in Göttingen, Warschau und Berlin. 2002 erwarb er an der Humboldt-Universität in Berlin seinen Doktortitel. 2003-2005 arbeitete er als Vertragsdozent im Bereich zeitgenössischer Geschichte und Politik an der Humboldt-Universität in Berlin. In den Jahren 2004-2005 war er im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung tätig. Seit Mai 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter in Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Seit 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im ENES-Sekretariat.

 


 

Photo of the publication Das Jahr 1956 – Eine Zäsur der ostmitteleuropäischen Geschichte
Attila Pók

Das Jahr 1956 – Eine Zäsur der ostmitteleuropäischen Geschichte

18 August 2011
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Schicksalsjahre, Wendejahre der europäischen, der allgemeinen Geschichte sind Themen von großem Interesse nicht nur für Historiker, sondern selbstverständlich auch für Politiker, für Pädagogen und auch für die schwer erfassbare aber allseits präsente allgemeine Erinnerungskultur. 1956 ist ohne Zweifel so ein Jahr, das im Folgenden thesenartig beleuchtet werden soll.

 

1. Direkter Weg von 1956 bis 1991?

Ein Grundproblem des kollektiven Gedächtnisses an 1956 ist der Umstand, dass dieses Datum in den Jahren der politischen Umwälzung 1989–91 ein Symbol des antisowjetischen, antikommunistischen Widerstandes war. Ungarn und Polen 1956, die Tschechoslowakei 1968, Polen 1980–81 sowie die Ereignisse in der DDR, in den Baltischen Sowjetrepubliken, in der Tschechoslowakei, in Bulgarien, in Rumänien, in Ungarn und in Jugoslawien wurden 1989 als Teile eines teleologischen Prozesses sowie als Vorgeschichte des Zusammenbruches der UdSSR wahrgenommen. Die Vorstellung einer unabwendbaren Entwicklung (von der Diktatur zur Demokratie, von der Staatspartei zum Mehrparteiensystem, von der zentralisierten Planwirtschaft zur liberalen Marktwirtschaft) war für die Beteiligten zweifellos inspirierend. Nach der kurzen Zeit der Euphorie zeigten sich jedoch grundlegende Unterschiede zwischen den Umbrüchen in diesen Ländern, was wiederum die grenzübergreifenden Erfahrungen minimiert und eine Verständigung über bestimmte Ereignisse erschwert.

Was die Interpretationen des Jahres 1956 betrifft, sind vor allem die elementaren Unterschiede zwischen Ungarn und Polen von Belang. In Polen wurde Chruschtschows ”Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag der KPdSU offiziell verbreitet und spielte eine inspirierende Rolle im Entstalinisierungsprozess. Der nach über dreijähriger Haft 1954 freigelassene Reform-Kommunist Władysław Gomułka war im Herbst 1956 über alle Maßen populär. Trotz der baldigen Enttäuschung der polnischen Gesellschaft über ihn konnte sich Gomułka 1956–57 als Retter nationaler Interessen in einer Situation, in der die Sowjetunion kurz vor dem Einmarsch stand, darstellen. Der ungarische Ministerpräsident Imre Nágy hingegen war nicht in der Lage, den Lauf der Ereignisse nachhaltig zu beeinflussen, sein Heldenimage ist nicht primär mit seiner Leistung im Revolutionsjahr 1956 sondern eher mit seinem Märtyrertod verbunden. Wären er und andere Personen nicht hingerichtet worden, wären sie nie zu Symbolen des Freiheitswillens einer kleinen mitteleuropäischen Nation im sowjetischen Hegemonialbereich geworden.

 

2. Patriotismus und Kommunismus

Ein zweites Grundproblem tangiert das Verhältnis von Patriotismus und Kommunismus. Kann sich ein Kommunist patriotisch verhalten? Oder ist ein Patriot per definitionem kein Kommunist? György Litván unterscheidet zwischen zwei links gesinnten (Reformsozialisten und nationale Demokraten) und zwei rechts gesinnten (nationale Konservative und radikale Rechte) Lagern, die misstrauisch gegenüber der Sowjetunion waren und den schnellstmöglichen Abzug der sowjetischen Truppen aus Ungarn forderten. In dieser kurzen Sternstunde der ungarischen Geschichte teilten Kommunisten und Antikommunisten – trotz aller internen Strömungen – die Kritik am sowjetischen Imperialismus. Im Kampf um die Erinnerung an 1956 versuchen viele Antikommunisten, sämtliche Kommunisten als Diener der Sowjetinteressen zu zeichnen. Eine Gruppe polnischer und ungarischer Kommunisten betrachtet 1956 andererseits als einen reformkommunistischen Versuch nationaler Prägung zur Bewahrung sozialistischer Werte frei von stalinistischer Willkür. In demselben Kampf nennen andere ungarische Kommunisten 1956 eine „Konterrevolution” zur Restauration des erzkonservativen Regimes aus den Jahren 1919–1944. In den offiziellen ungarischen Darstellungen bis 1989 war hingegen von einem mit Hilfe der sowjetischen Truppen abgewendeten Bürgerkrieg die Rede.

Nach 1972 versuchte Janos Kádár den Begriff „Konterrevolution” durch „nationale Tragödie” zu ersetzen, jedoch blieb ersterer Begriff Teil des parteioffiziellen Sprachgebrauchs bis zum 28. Januar 1989. An diesem Tag sprach Imre Pozsgay im Politbüro erstmals von 1956 als einem berechtigten Volksaufstand. Diese Äußerung war umso bedeutsamer, als die Einreihung in die Linie positiver ungarischer Traditionen zum Kern einer “Gegenerinnerung” und mithin der historischen Delegitimierung des Kádár-Regimes geworden war. Diese gründliche Umwertung von 1956 wurde zugleich zur erinnerungspolitischen Voraussetzung für die Verhandlungen zwischen Vertretern der oppositionellen Gruppen und den Machthabern. Auf diese Weise kam es zu einer Reihe von symbolischen Ereignissen: Der am 16. Juni 1958 hingerichtete Imre Nágy wurde gemeinsam mit anderen Opfern am 16. Juni 1989 feierlich bestattet. Am 23. Oktober 1989, dem 33. Jahrestag des Ausbruchs der Revolution, wurde die „Volksrepublik” Ungarn zur Republik ausgerufen und damit in die demokratische Tradition Ungarns eingereiht. Viele Jahre später, als Imre Mécs, ein Verhandlungsteilnehmer auf Seiten der Opposition, gefragt wurde, wer diese Verhandlungen möglich gemacht und ihre Teilnehmer gewählt habe, war seine Antwort knapp und eindeutig: die Massen auf dem Heldenplatz von Budapest am 16. Juni 1989.

 

3. 1956 und das Ansehen der Sowjetunion

Das dritte Problem betrifft die Rolle von 1956 für das weltpolitische Ansehen der Sowjetunion. Aus der Perspektive von 1989 ist 1956 oft als der Anfang vom Ende der Sowjetunion dargestellt worden, wobei auf die Ereigniskette über Tschechoslowakei 1968 und Polen 1980 bis zur Auflösung der Sowjetunion am 25. Dezember 1991 Bezug genommen wird. Die historische Bedeutung dieses Jahres betrifft hingegen nicht zuletzt die dritte Welt. Das Verhalten der Großmächte Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion und Vereinigte Staaten im Verlauf der Krisensituationen des Jahres 1956 (Polen, Ungarn, Suez) war ausschlaggebend vor dem Hintergrund ihrer Positionen als koloniale Mächte bzw. als globale Spieler. Die Unterstützung des Entwicklungslandes Ägypten gegenüber dem britischen und französischen Imperialismus hat die Glaubwürdigkeit der Sowjetunion nicht nur unter den Ländern der „Dritten Welt“ erhöht.

Die USA haben im Interesse der Befreiung der „captive nations” nicht viel getan, lediglich die Eindämmung der kommunistischen Expansion (containment) haben sie ernst genommen. Die Sowjetunion zeigte sich nicht ohne Erfolg als Freund der antikolonialen, hauptsächlich afrikanischen Länder. Bis Ende der sechziger Jahre erlangten 31 afrikanische Staaten ihre Unabhängigkeit. Ein Prozess, der der Sowjetunion zu weltweitem Ansehen verhalf, wogegen das Bild des Unterdrückers des ungarischen Freiheitskampfes verblasste. Der Dekolonisationsprozess war eine Frontlinie des Kalten Krieges, an der Änderungen möglich waren, in der ostmitteleuropäischen sowjetischen Machtsphäre konnte davon seinerzeit keine Rede sein.

 

4. 1956 als kulturelle Zäsur

Das Jahr 1956 stellte eine kulturelle Zäsur dar. Anders als in der politischen Sphäre nahm die sowjetische Kontrolle in der kulturellen mit dem Tauwetter in Ostmitteleuropa allenthalben ab. Die brutale Unterdrückung der ungarischen Revolution hat den kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien in Westeuropa viel geschadet. Weniger bekannt ist die Enttäuschung über Amerika als potentiellen Unterstützer der “gefangenen Nationen”. Für die so genannte 68er-Generation führte diese Enttäuschung unter anderem zu einer Umwertung des Begriffes des “Westens” zugunsten einer stärker kulturellen Konnotation. Die Erfahrungen von 1956 zeigten, dass in der politisch bipolaren Welt und ohne die Möglichkeit von grundlegenden politischen Veränderungen die Kultur trotz stark bewachter Grenzen Brücken offen zu halten vermag.

Für die nach 1956 aufgewachsenen ostmitteleuropäischen Generationen bedeutete der Westen weniger IBM, de Gaulle oder Kennedy, als vielmehr Hemingway, Sartre, Pasolini, aber auch Brigitte Bardot und Salingers „Fänger im Roggen“. Zu jenen, die die kulturellen Brücken zwischen Ost und West mit offen hielten, gehörten Schostakowitsch, Wajda, Gombrowicz, Örkény, Heym oder Kundera – um nur einige namhafte Persönlichkeiten des kulturellen Lebens zu nennen. Nach dem Tauwetter war eine Rückkehr zur Abgrenzung oder gar zu den „sozialistisch-realistischen“ Mustern nicht mehr ohne weiteres möglich.

 

5. Folgerungen

Das Jahr 1956 war eine Zäsur für alle Gesellschaften des Sowjetblocks: Die Ereignisse in Polen und Ungarn strahlten auf die Länder Ostmitteleuropas aus und animierten zum Widerspruch. Die Erinnerung an 1956 lehrte, dass Veränderungen und Modifikationen des sowjetischen Systems im Machtzentrum genau so möglich sind, wie in den Satellitenstaaten der Versuch einer gewaltsamen Befreiung von der sowjetischen Hegemonie hingegen unausweichlich Gewalt nach sich zog, und dass sich die Zweipoligkeit der Welt mit den jeweiligen Interessensphären der beiden Supermächte politisch, nicht jedoch kulturell, verfestigte. Die Erinnerung an 1956 hatte wenig Einfluss auf die Programme der Reform- und Protestbewegungen des „Prager Frühlings“ oder der Solidarność, sie wurde vielmehr zum Menetekel für den umfassenden Herrschaftsanspruch der Moskauer Führung und ihrer lokalen Machthaber. 1956 war zweifellos eine Zäsur, die über Ostmitteleuropa hinausreichte, jedoch nur bedingt zur Konstituierung einer kollektiven europäischen Erinnerung. Zu vielfältig waren die Ereignisse und zu unterschiedlich die Erfahrungen in Ost und West.

 

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Norbert Conrads

Breslau – Identitäten und kulturelles Gedächtnis

17 August 2011
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Breslau ist als Erinnerungsort jünger, als es seine tausendjährige Stadtgeschichte vermuten läßt. Das Erinnerungsvermögen an seine mittelalterliche Vergangenheit war nur schwach ausgeprägt. Das mochte damit zu tun haben, dass sich die Stadt im Konflikt mit ihren Oberherren entwickelt hatte, einerseits dem Herzog bzw. König und andererseits in Auseinandersetzung mit dem Bischof.

Beide rivalisierenden Gewalten wurden von der Stadt systematisch marginalisiert. Es dominierte die Bürgerstadt mit ihrem Reichtum und ihrem städtischen Patriotismus. Die Formulierung eines besonderen Bewußtseins, um nicht zu sagen die Konstituierung eines kulturellen Gedächtnisses, geschah erst in der Zeit von Humanismus und Renaissance. Damit nahm Breslau an einer allgemeinen europäischen Entwicklung teil. Die Vorbilder dafür lieferten Italien, das Reich und die neuen Universitäten. Die reisenden Scholaren Breslaus brachten sie nach Hause.

 

Um Breslau als Erinnerungsort vorzustellen, sollen im Folgenden fünf Themen kurz skizziert werden: Breslauer Mythen – Wahrzeichen – Geschichtsbilder – Denkmale – und das Ende des deutschen Breslau.

1. Mythen

Die jüngere Geschichte Breslaus kannte ihre Mythen. Der Handstreich, mit dem Friedrich der Große 1741 die seit Jahrhunderten unbesiegte Stadt Breslau übertölpelte, mehr noch die legendäre Behauptung von Stadt und Land im Siebenjährigen Krieg. Die Schlacht von Leuthen 1757 entschied über den Besitz Breslaus und Schlesiens, aber der „Choral von Leuthen“ und andere borussische Manifestationen gaben den politischen Entscheidungen eine protestantisch-religiöse Weihe, an die in Breslau oft erinnert wurde, obwohl sie doch in seltsamem Kontrast zur Freigeisterei des preußischen Königs stand.

Das genannte Geschehnis konnte deshalb mythische Dimensionen annehmen, weil es mit der Überwindung schrecklicher Gefahren verbunden war. Nur einmal in seiner Geschichte genoß Breslau das Glück des großen politischen Augenblicks. Hier versammelten sich 1813 die politischen und geistigen Führer eines jungen Europa, um das Joch Napoleons abzuschütteln. Breslau war nicht nur die Bühne dieses Schauspiels, sondern die Begeisterung der zu den Waffen eilenden Breslauer Studenten übertrug sich auf die Stimmung der Befreiungstruppen und die politischen Hoffnungen des Vormärz. Dem Jahr 1813 mit dem königlichen „Aufruf an mein Volk“ und der Stiftung des Eisernen Kreuzes kommt unter den Breslauer lieux de mémoire eine besondere Bedeutung zu. Das fand seinen Widerhall darin, dass die Stadt die Gedenkorte an 1813 pflegte und sich an keines ihrer historischen Ereignisse lieber erinnerte als an dieses.

2. Wahrzeichen

Das von Karl V. 1530 der Stadt verliehene fünfteilige Wappen wurde 1536 an der Westseite des Rathauses eingelassen, danach bis in das 20. Jahrhundert an vielen städtischen Gebäuden. Es wurde zum Logo der Stadt, popularisiert in unzähligen Druckschriften, ja selbst auf den Kanaldeckeln. Das Traditionswappen des alten Breslau wurde erst mit einem Willkürakt des Gauleiters Josef Wagner 1938 beseitigt. Seine christlichen bzw. slawischen Bezüge entsprachen nicht mehr dem Geist der Zeit. Wagner dekretierte der Stadt ein neues geteiltes Wappen, dessen untere Hälfte das Eiserne Kreuz von 1813 zeigte. Es war wie ein Omen für die kommenden Jahre und blieb ohne Akzeptanz. Auch das danach im polnischen Breslau geltende Wappen war dechristianisiert. Es bleibt ein nicht hoch genug zu schätzendes Zeichen der Rückbesinnung und Historisierung, wenn Breslau 1990 unter seinem damaligen Stadtpräsidenten Bogdan Zdrojewski, dem Schirmherrn der Tagung „Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa“, das alte Wappen von 1530 wieder annahm.

Bis zur Reformation galt der Breslauer Dom als das erste Bauwerk der Stadt, mit einigem Abstand die beiden Hauptpfarrkirchen, danach erst der profane Bau des Rathauses. Die protestantische Perspektive veränderte die Reihung. Der Dom geriet ins Abseits. Im Ringen um die optische Vorherrschaft über Breslau hatte die Stadt bereits in den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts den einzigen Turm der Elisabethkirche auf beachtliche 130 Meter hochgezogen, so dass er 1529 unter seiner eigenen Last zusammenbrach. Er blieb auch danach mit seinen reduzierten 91 Metern die optische Bekrönung der Stadt.

Breslau wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zur deutschen Großstadt mit imponierenden neuen Verwaltungsbauten, Kaufhäusern, Fabrikbauten, Wassertürmen und Brücken. Keiner dieser Bauten ließ sich mit dem kühnen Wurf der Jahrhunderthalle vergleichen, die 1913 zum Gedenken an 1813 errichtet wurde. Sie war ein avantgardistischer Bau, der wie kein anderer das moderne und demokratische Breslau repräsentierte. In der Weimarer Republik nannte man sie einen „Dom der Demokratie“. Das Dritte Reich erkannte ihre Möglichkeiten als Propagandabühne und nationale Weihestätte. Im Bewußtsein der Breslauer war die Jahrhunderthalle von Anfang an eines ihrer stolzen Wahrzeichen, gleichrangig mit dem Rathaus, dem Dom und der Universität. Alles andere trat dahinter zurück.

3. Geschichtsbilder

Als selbstbewusste große Stadt mit einer bildungsbeflissenen Elite verfügte Breslau über eine Schar von Bewunderern und Poeten, die ihm zu Diensten war. Das Lob Breslaus füllt kleine Anthologien, aber selten ging es über Gemeinplätze hinaus. Was besagte es schon, wenn Martin Opitz diese Stadt als „Blume Europas“ pries oder Kaiser Leopold sie „den edelsten Stein in seiner Krone“ nannte? Bereits die Stiftungsurkunde für die nie errichtete Universität von 1505 rühmte „die wunderbare und glückliche Beschaffenheit des Ortes […], die Trefflichkeit ihrer herausragenden Ordnungen“ und dass sie „durch Kultur und Bildung ihrer Bürger sämtliche Städte Deutschlands mit Leichtigkeit übertrifft“. Diesen Nachweis führten bald gelehrte Beschreibungen der Stadt, denen seit dem 18. Jahrhundert eine historische und heimatkundliche Fachliteratur folgte.

Der Historismus des 19. Jahrhunderts belebte den Sinn für städtische Traditionen und führte zur Gründung historischer Vereine und stadtgeschichtlicher Museen. Nunmehr begann man nachzuholen, was bis dahin kein Bild überliefert hatte. Der in Breslau geborene Adolph Menzel wusste in kongenialer Weise das Leben und die Welt des friderizianischen Preußen nachzuempfinden. Einige seiner bedeutendsten Werke, die sich heute in Berlin befinden, hingen einst in Breslau. Im Schlesischen Museum der bildenden Künste gab es dafür den „Ehrensaal für vaterländische Geschichte“, voller Historienbilder und Plastiken.

4. Denkmale

Im kollektiven Bewusstsein der Breslauer hielt sich lange die Erinnerung an die großen Unglücke der Stadt: bittere Winterkälte, Oderhochwasser, Heuschreckenplagen, Hungersnöte, Feuersbrünste, Pest und Cholera. Bilder davon sind ganz selten, aber man prägte Gedenkmedaillen, verfasste Gedichte und übernahm die Erinnerung in die mündliche Tradition. Beispielsweise jene Überlieferung, der zufolge der Weg zur Elisabethkirche mit Grabsteinen gepflastert war, unter denen die hingerichteten Aufrührer von 1420 lägen, deren schimpfliches Andenken die Breslauer mit Füßen traten. Ein Unglück des Jahres 1749 erschütterte im wahrsten Sinne die Stadt, die Explosion eines Pulverturmes mitten in Breslau, mit zahlreichen Toten und großen Zerstörungen.

Das Bedürfnis, an bedeutende Persönlichkeiten und Ereignisse mit Denkmälern zu erinnern, war erst eine Sache des 19. Jahrhunderts. Bis dahin trugen alle Straßen und Plätze nur Namen, die auf ihre Topographie, auf kirchliche Nachbarschaft oder die dort ausgeübten Handwerke verwiesen. Das änderte sich, als 1823 eine Kommission zur Revidierung aller Straßennamen und Hausnummern eingesetzt wurde. Jetzt begann die Welle der Umbenennungen, welche die Stadt vor allem mit preußischen Namen überzog.

5. Epilog

Breslau wurde mit Kriegsende ein Ort des Abschieds. Heimatverlust bedeutet mehr als nur materielle Enteignung. Es war das Herausreißen aus einem vertrauten Umfeld, aus sozialer Sicherheit, aus dem Netz von Familie und Verwandtschaft, von Häusern und Gräbern. Dieses Trauma mußten als erste die jüdischen Breslauer erfahren, die seit 1933 von den Nationalsozialisten in die Emigration gezwungen wurden, nicht zu vergessen jene etwa 8.000 jüdischen Breslauer, die seit 1941 deportiert wurden und einer gnadenlosen Vernichtung anheimfielen. Breslauer Bahnhöfe wurden zu lieux de mémoire, zuerst für die jüdischen, dann für alle anderen Breslauer. Der städtische Exodus begann Ende Januar 1945, bis dahin hatte ihn die politische Führung nicht zugelassen. Als die Bevölkerung schließlich doch zum Verlassen Breslaus aufgefordert wurde, geschah es überstürzt, planlos und bei tödlicher Kälte. Zehntausende stürmten den Hauptbahnhof beziehungsweise den Odertorbahnhof, um einen der rettenden Züge zu erreichen. Für viele gehören die Stunden, die sie in verzweifelter Not auf überfüllten Bahnhöfen verbrachten, zu den letzten Erinnerungen an Breslau. Die wenigstens ahnten, dass es ein Abschied für immer sein würde und ihnen Breslau nur noch als ein Ort schmerzlicher Erinnerung bleiben würde. Die in der Stadt ausharrten und die Festungszeit überstanden, befanden sich bald in einer fremden Stadt. Ihnen stand die Ausweisung bevor, an deren Ende Breslau eine Stadt ohne Deutsche war.

 


 

Prof. Norbert Conrads (geb. 1938) – deutscher Historiker. Bis 2003 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart und Leiter des Projektes „Die Geschichte von Schlesien“. Er ist Autor zahlreicher Untersuchungen im Bereich Bildung und Gesellschaftsgechichte Schlesiens.

 


 

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Norbert Conrads

Breslau – identitások és kulturális emlékezet

17 August 2011
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Breslau (ma: Wrocław) mint az emlékezés helye nem olyan régi, mint azt ezeréves története alapján gondolnánk. Középkori múltja csak halványan maradt meg az emlékezetben, ami azzal állhatott összefüggésben, hogy a város hűbéruraival, egyrészt a herceggel, illetve a királlyal, másrészt pedig a püspökkel való konfliktusaiban fejlődött. E két, egymással rivalizáló hatalmat Breslau, ahol gazdagságával és városi patriotizmusával a polgárság dominált, szisztematikusan a perifériára szorította. Az önálló öntudat kialakítása, vagy mondhatni akár, kulturális emlékezet konstruálása, csak a humanizmus és a reneszánsz idején következett be, amellyel Breslau egy általános európai folyamatot követett. Itália és új egyetemei szolgáltak ehhez példaként, amelyekről a Breslauból elszármazott diákok tudósítottak hazatértükkor.

 

A következőkben öt pontban mutatjuk be Breslaut mint az emlékezés helyét. Ezek a következők: breslaui mítoszok, jelképek, történelmi elképzelések, emlékművek, valamint a német Breslau hanyatlása.

Mítoszok

Breslau újabb kori történelme már ismerte mítoszait. Ilyen volt például II. (Nagy) Frigyes rajtaütése, amellyel az évszázadok óta legyőzetlen Breslaut 1741-ben csellel bevette, vagy még inkább a város és a régió legendás helytállásának története a hétéves háború során. Az 1757-es leutheni csata Breslau és Szilézia birtoklásáról döntött, de a „Leutheni korál” és más porosz megnyilvánulások olyan protestáns-vallási emelkedettséget kölcsönöztek a politikai döntéseknek, amelyre, bár különös ellentétben állt a porosz király szabadszelleműségével, sokáig emlékeztek Breslauban.

A fenti esemény azért is nyerhetett mitikus dimenziókat, mert szörnyű veszélyek leküzdéséhez kötődött. Története során csupán egyszer élvezhette a város a nagy politikai pillanat ritka szerencséjét. 1813-ban Breslauban gyűltek össze a fiatal Európa politikai és szellemi vezetői, hogy Napóleon igáját lerázzák magukról. Breslau nem csak a helyszíne volt e színjátéknak, hiszen fegyvert ragadó diákjai lelkesedése átragadt a felszabadító csapatokra, és hatással volt az 1848-at megelőző korszak (az ún. Vormärz) politikai reményeire is. Az 1813-as évnek különös jelentősége van a többi breslaui lieu de mémoire között: ebben az évben született meg III. Frigyes Vilmos porosz király „Népemhez” című felhívása, és ekkor alapították a vaskereszt érdemrendet. A város ennek megfelelően ápolta az 1813-as év emlékhelyeit, és semmilyen más történelmi eseményre nem emlékezett vissza olyan szívesen, mint erre.

Jelképek

Az 1530-ban V. Károly által a városnak adományozott, öt részből álló címert 1536-ban a Városháza nyugati oldalán, majd egészen a 20. századig további városi épületeken örökítették meg. A címer a város logójává vált, amely számtalan kiadványon, sőt a csatornafedeleken is visszaköszönt. A régi Breslau tradicionális címerét Josef Wagner náci körzetvezető semmisítette meg 1938-ban, mivel keresztény, illetve szláv vonatkozásai nem feleltek meg a korszellemnek. Wagner egy új, osztott címert adományozott a városnak (alsó részében az 1813-as vaskereszttel), amely a következő évek baljós előjele volt, és sohasem fogadták el igazán. A későbbi, már a lengyel Breslauban érvényes címer sem tartalmazott keresztény elemeket. A visszaemlékezés és a historizáció kiemelkedő jeleként értékelték, amikor az „Az emlékezés helyei Kelet-Közép-Európában” című konferencia fővédnöke, Bogdan Zdrojewski polgármester által vezetett Breslau 1990-ben visszavette 1530-as címerét.

A reformáció idejéig a város első számú építménye katedrálisa volt, amelyet némi lemaradással a két főplébániatemplom, majd azok után a Városháza egyszerű épülete követett. A protestáns perspektíva megváltoztatta a sorrendet, és a katedrális háttérbe szorult. A Breslau feletti ég optikai uralmáért folytatott csaták során az 1480-as években 130 méteres magasságba húzták fel az Erzsébet templom egyetlen tornyát, amely aztán 1529-ben saját súlya alatt összedőlt. Csökkentett, 91 méteres magasságával is a város optikai koronája maradt.

A 19. század közepétől Breslau lenyűgöző új középületeivel, áruházaival, gyáraival, víztornyaival és hidaival német nagyvárossá vált. Egyik épületet se lehet azonban összehasonlítani az 1813-as év emlékére száz évvel később emelt vásárcsarnok merész vonalaival. Az avantgard épület egyedülálló módon reprezentálta a modern és demokratikus Breslaut; a weimari köztársaságban „a demokrácia katedrálisának” nevezték. A harmadik birodalom, felismerve a benne rejlő lehetőségeket, a náci propaganda színhelyeként és szakrális nemzeti helyként használta az épületet. Breslau lakói kezdettől fogva a város egyik fontos jelképeként tekintettek a vásárcsarnokra, és ugyanolyan büszkék voltak rá, mint a Városházára, a katedrálisra és az egyetemre. Minden más ezek mögé szorult.

Történelmi elképzelések

Öntudatos nagyvárosként, serényen tanuló elitjével rajongók és költők serege állt Breslau szolgálatában. A város dicsérete kisebb antológiákat tesz ki, amelyek azonban ritkán mutatnak túl a közhelyeken. Mert mit is jelent, hogy Martin Opitz „Európa virágának”, Lipót császár pedig „koronája legfényesebb ékkövének” nevezte a várost? 1505-ben a később mégsem létrehozott egyetem alapító okirata is „a hely gyönyörű és szerencsés adottságai”-ról, „[…], kiváló elrendezettségé”-ről ír, valamint arról, hogy a város „polgárainak kultúráját és műveltségét tekintve könnyűszerrel felülmúlja az összes német várost”. Ezt aztán Breslau tudós leírásai is alátámasztották, amelyeket a 18. századtól fogva történeti és honismereti szakirodalom követett.

A 19. század historizmusa felélesztette a városi tradíciókat, és történelmi egyesületek és várostörténeti múzeumok alapításához vezetett. Ekkor kezdődött el mindannak a pótlása, amiről mindaddig semmilyen kép nem maradt fenn. A breslaui születésű Adolph Menzel zseniálisan tanúskodik festészetével a frigyesi Poroszország világáról. Néhány fontosabb műve, amely most Berlinben található, egykor Breslauban függött. Cserébe ott volt a Sziléziai Szépművészeti Múzeum „Az anyaországi történelem emlékterme”, tele történelmi témájú festményekkel és szobrokkal.

Emlékművek

Breslau kollektív tudatában sokáig éltek a nagy szerencsétlenségek: kemény telek, árvizek, sáskajárások, éhínségek, tűzvészek és olyan járványok, mint a pestis vagy a kolera. Ugyan kevés kép maradt fenn ezekről, de emlékmedálok, versek és a szájhagyomány megőrizte őket, mint pl. azt a tradíciót, miszerint az Erzsébet templomhoz vezető út az 1420-as felkelők sírköveivel lett kikövezve, akiknek szégyenletes emlékét ilyenformán két lábbal taposták a városlakók. Egy 1749-es szerencsétlenség a szó szoros értelmében megrázta a várost, amikor felrobbant a Breslau központjában található lőportorony, számos halottat követelve és súlyos károkat okozva.

Csak a 19. század óta mutatkozott igény arra, hogy jelentős személyiségek és események tiszteletére emlékműveket állítsanak. Addig minden utca és tér olyan nevet viselt, amely a topográfiára, az egyházi szomszédságra vagy az ottani kézműiparra utalt. Mindez 1823-ban megváltozott, amikor az utcanevek és házszámok felülvizsgálatára külön bizottságot hoztak létre, és kezdetét vette egy átnevezési hullám, amely elsősorban porosz nevekkel árasztotta el a várost.

Epilógus

Breslau a második világháború végével a búcsú színhelye lett. A haza elvesztése több puszta tárgyi veszteségnél, hiszen a megszokott környezetből, a szociális biztonságból, a család és rokonok hálójából, a házak és sírok rengetegéből való kiszakadást jelenti. E traumát először a breslaui zsidók élték meg, akik a nemzetiszocialisták miatt 1933-tól kezdve emigrációba kényszerültek, nem megfeledkezve arról a kb. 8000 zsidó lakosról, akiket 1941-től deportáltak, és a könyörtelen megsemmisítés áldozatául estek. Breslau pályaudvarai először a zsidók, majd pedig a többi lakos számára is lieux de mémoire-rá lettek. A városi exodus 1945 január végén kezdődött, a politikai vezetés egészen addig ellene volt. A lakosságot végül hirtelen, minden terv nélkül, gyilkos hidegben szólították fel Breslau elhagyására. A fő- és az Odertor-pályaudvart tízezrek rohamozták meg, hogy feljussanak a menekülést jelentő vonatok egyikére. Sokak számára ezek a kétségbeesés közepette a túlzsúfolt pályaudvaron töltött órák az utolsó breslaui emlékek közé tartoznak. Csak kevesen sejtették, hogy a búcsú örökre szól, és Breslau számukra a fájó emlékezés helyszíne marad csupán. Azok, akik kitartottak és túlélték a fogság idejét, hamarosan egy idegen városban találták magukat. A kiutasítás várt rájuk, amely után Breslau németek nélkül maradt.

 


 

Norbert Conrads professzor (szül. 1938) - német történész. 2003-ig a Stuttgarti egyetem újkori történeti professzora és a "Szilézia történelme" projekt vezetője. Szilézia oktatási és társadalom története terén végzett számos kutatási tanulmány szerzője.

 


 

Photo of the publication Az ukrán Lviv 1991 után – a szelektív emlékezet városa
Delphine Bechtel

Az ukrán Lviv 1991 után – a szelektív emlékezet városa

17 August 2011
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Ukrajna nyugati részének és az egykori Galíciának bonyolultabb a történelme, mint az ország más területeinek. Galíciát több állam és hatalom birtokolta. Miután Danylo fejedelem 1256-ban megalapította Lemberg városát, a régió 400 éven át Lengyelországhoz, majd 146 évig a Habsburg Monarchiához tartozott (1772-1918). Az első világháború után a független Lengyelország része lett, amelyet az 1939/1941-es szovjet és német megszállás, majd Ukrajna függetlenné válásáig (1991) öt évtizedes szovjet fennhatóság követett.

 

A harmincas években a három nemzetiségű Lemberg/Lwów városában 51% volt a lengyelek, kb. egyharmad a zsidók és 16 % az ukránok aránya. A zsidók megsemmisítése és a lengyelek elűzése után Lemberg 85%-a gyakorlatilag üresen állt. A várost orosz/szovjet hivatalnokok, katonák és ukrán parasztok vették birtokukba. Csak Ukrajna függetlenné válásával derült fény arra, hogy Lemberg az ukrán nemzeti mozgalom bölcsője volt. A város manapság, az ország erősen eloroszosodott keleti területeivel szembenálló Nyugat-Ukrajna központjaként az ukrán identitás fellegvára, ami antagonisztikus történetírások, összeegyeztethetetlen „nemzeti emlékezetek” és események, továbbá hősök és mártírok áthidalhatatlan változatait eredményezte.

1991 után, az ukrán történelem folytonosságát biztosító narratíva után kutatva, a lembergi helyi hatalmasságok különböző személyek előtt tisztelegtek utcanévadással, emlékművek és emléktáblák felavatásával, valamint hivatalos ünnepségek megrendezésével. Ilyenek voltak pl. az ukrán irodalom olyan nagy alakjai, mint Tarasz Sevcsenko költő vagy Ivan Franko író és szabadságharcos, akiket már a szovjet rendszerben is kultúrájának képviselőjeként tisztelt az ukrán nép. A 17. századi kozákfelkelések vezetője, Bohdan Hmelnickij is tagja a szovjet-ukrán pantheonnak, annak ellenére, hogy ő az akkor éppen lengyel kézen levő várost nem megvédeni, hanem bevenni akarta. Az olyan történelmi alakokra való utalás, mint Mihajlo Hrusevszkij vagy Mihajlo Drahomanov (mindketten történészek), a pánukrán identitás megteremtésére irányul. A városban emellett létrejött egy helyi tradíció, amely Galícia (ukránul Halicsina) részleges történetén alapul. E konstrukció a visszatekintés, a felértékelés, a rehabilitáció, valamint történelmi események és folyamatok elhallgatásának összetett folyamatában gyökerezik.

E politika egyik jellegzetessége, hogy a város történetét a lengyel, zsidó és szovjet/orosz elemek szinte teljes elhallgatása mellett jeleníti meg. Lemberg óvárosa a reneszánsz, valamint a bécsi és krakkói szecesszió építészetének egyik ékköve. Erről azonban gyakorlatilag sehol nem lehet olvasni. Mára csak néhány nyoma maradt e múltnak: olykor héber és lengyel feliratok bukkannak elő a lepattogzó festékrétegek alól. A hivatalos szervek sehol nem emlékeznek meg a németek által meggyilkolt 160 000 zsidóról vagy az 1945/46-ban deportált több mint 100 000 lengyelről. 1992-ben magánpénzből állítottak emlékművet a lembergi gettó áldozatainak tiszteletére.

Minden, az egykori szovjet jelenlétre utaló emléknek is el kellett tűnnie a városból. Csakúgy mint Rigában vagy más balti államban, eltávolították a szovjet hadsereg néhány emlékművét. Az orosz iskolákat bezárták, a Puskin és a Lermontov utca olyan városnegyedbe került, ahol az utcákat az Ukrán Nacionalisták Szervezete (OUN) és az Ukrán Felkelő Hadsereg (UPA) tagjairól nevezték el.

E történelempolitika másik jellegzetessége az ukrán nemzeti folytonosság megteremtése egy olyan városban, ahol az gyakorlatilag nem létezik, mert a város csak 1945-től vált ukránná. A nem létező, kitalált folytonosság Danyloval, a 13. századi galíciai fejedelemmel kezdődik, és Ihor Bilozir ukrán popénekesig tart, akit 2000-ben oroszok vertek agyon. Így jutunk el az 1918. november 9-én Lvivben kikiáltott, mindössze három hónapon át létező Nyugat-Ukrán Népköztársaságtól ahhoz az 1941. június 30-ai „aktushoz”, amely során Lembergben az OUN két, a német hadsereggel bevonuló tagja, Sztepan Bandera és Jaroslav Stecko kinyilvánította Ukrajna függetlenségét, amelyet azonban a náci Németország csak néhány napig tolerált.

Ultranacionalistákat, szélsőjobboldaliakat és náci kollaboránsokat rehabilitálnak csak azért, mert az oroszok ellen harcoltak. A várostörténeti múzeum „Az ukránok a szabadságért és a függetlenségért tett erőfeszítései” címmel átalakította termeit, amelyekben bárminemű kritika nélkül hősként ábrázolják a radikális fasiszta nacionalizmus olyan ideológusait, mint Dimitrij Doncov vagy a Wehrmacht „Nachtigall” és „Roland” elnevezésű ukrán zászlóalja és a „Galícia” SS-hadosztály tagjait, amely utóbbiba 80 000 ukrán önkéntes jelentkezett. Az OUN/UPA két képviselőjét külön is kiemelik: Sztepan Banderát, akit Lengyelországban elsősorban gyilkosként tartanak számon, és akinek az emlékére az Erzsébet templom mellett egy hatalmas emlékkomplexumot hoztak létre, továbbá Roman Suhevicset, a „Nachtigall” zászlóalj parancsnokát.

A németekkel kollaboráló katonai egységek német nevét 2006-2007 óta ukránra cserélik. A Wehrmacht „Nachtigall” hadosztálya ma „DUN” (Druzhyna ukraïnskikh nacjonalistiv, Ukrán Nacionalisták Légiója) néven, a „Galícia” SS-hadosztály pedig mint „Ukrainska Divizja Halytschyna” szerepel. A fenti múzeumban kiállított katonai egyenruhákról eltávolították a halálfejet, a zsinórdíszeket, az ingnyakon található rangjelzést és az SS-szolgálati jelvényt, így tüntetve el a kiállítási tárgyak valódi mivoltát.

A Lembergre való emlékezési politika harmadik sajátossága egy újfajta mártíromlét megteremtése. Az „áldozatok vetélkedésének” kontextusában olyan mártírok felkutatása a cél, akik méltók arra, hogy a nemzeti emlékezéskonstrukció oltárára kerüljenek. Ukrajnában a viktimizáció legfontosabb hivatkozási pontja az 1932-1933-as nagy éhínség (Holodomor), amelyet a kormány ukrán holokausztként szeretne nemzetközileg elismertetni. Lemberg városában elsősorban azokra a mészárlásokra emlékeznek, amelyeket 1941 júniusában, a németek bevonulása előtt követett el a szovjet politikai rendőrség (NKVD) a lembergi börtönökben, miután azt a parancsot kapta, hogy a politikai foglyokat szállítsa a Szovjetunió mélyére, vagy pedig likvidálja őket. A németek gyors bevonulása alatt több mint 4000 embert lőttek le a börtönökben. 1991 óta ismét nevén lehet nevezni e szörnyűségeket, a város és az áldozatokat képviselő szervezetek több emlékművet is felállítottak. Az új emlékművek viszont semmilyen formában nem utalnak a németek bevonulását követő szörnyű utcai pogromokra, amelyeket a bosszúéhes csőcselék, az ukrán rendőrség és ukrán nacionalisták indítottak náci felügyelet mellett a zsidó lakosság ellen.

A nacionalizmus hőseit és a sztálinizmus áldozatait közös mauzóleumban helyezték el, ami szinte egyenértékű az ukrán szenvedés szakralizációjával. A mauzóleumot 2006-ban avatták fel a Łyczaków-temetőben. A temetőnek ezt az új részét úgy alakították ki, hogy az első világháborús lengyel katonai temetőt (Cmentarz Lwowskich Orląt) méretben felülmúlja, és így jelképesen eltakarja; tisztelettel adózik viszont a „Nachtigall” zászlóalj és a „Galícia” SS-hadosztály előtt. A városi hatóságok 2006-ban jelezték, hogy Sztepan Bandera, Jevgenyij Konovalec, Andrej Melnik és az OUN/UPA más vezetőinek földi maradványait ide szándékozzák áthelyezni.

Lemberget elragadta az emlékezés láza, amely szelektív emlékezés- és múzeumpolitikában nyilvánul meg. A városban csak az ukrán újjászületést és az ukrán szenvedést mutatják be, a többnemzetiségű örökségről elfeledkeznek és elhallgatják azt.

Hogyan fognak ebben az emlékmű-rengetegben lengyel, német, amerikai és zsidó turisták a különböző narratívákkal megbirkózni? Hogyan egyeztethető össze ez a politika Ukrajna Európába történő integrációjának a vágyával? Vajon a revizionista elhallgatások ellenére is tudni fogják a jövő nyugat-ukrajnai diákjai, hogy ezek a „hősök” a Wehrmacht és az SS szolgálatába szegődtek? Vajon felmerül egyszer a kérdés, hogy milyen mértékben vettek részt a lengyelek és zsidók kárára elkövetett „etnikai tisztogatásban”? Ilyen és hasonlóan súlyos kérdések merülnek fel a problematikus, szelektív történelemábrázolás nyomán, amely 1991 óta megváltoztatta és meghatározza az ukrán Lviv múzeumait, utcáit és emléműveit.

 


 

Delphine Bechtel professzor - a Centre Interdisciplinaire de Recherches Centre-Européennes, intézet igazgatóhelyettese, a Paris IV – Sorbonne Egyetem Germanisztikai Karának professzora. Tudományos érdeklődési körébe tartozik többek között: a jiddis irodalom és kultúra Közép- és Kelet-Európában, politika, kultúra és az irodalmi kapcsolatok a német és a héber zsidó írók vagy a jiddis írók között Közép- és Kelet-Európában (Oroszország, Lengyelország), a többnemzetiségű városok Közép- és Kelet-Európában.

 


 

Photo of the publication A Varsói Felkelés a lengyelek tudatában. A Varsói Felkelés Múzeuma, mint történelmi emlékhely
Paweł Ukielski

A Varsói Felkelés a lengyelek tudatában. A Varsói Felkelés Múzeuma, mint történelmi emlékhely

16 August 2011
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A Varsói Felkelés egyike azon eseményeknek, amelyek kulcsot jelentenek Varsó, Közép-Európa, sőt a II. világháború történelmének megértéséhez. Magyarázatot ad egyrészt a város identitásához, amelyet 1944-ben teljes mértékben eltöröltek a föld színéről, másrészt megvilágítja Lengyelország és Közép-Európa rabszolgasorsát a háború után, harmadrészt pedig az utolsó példáját adja a tényleges német-szovjet együttműködésnek a lengyel főváros megsemmisítésére való törekvésben. A felkelés megmutatja, hogy a háború nem volt egyszerűen a jó harca a rossz ellen (ahogy azt gyakran látják Európa nyugati részén), hanem abban három, különböző célokat követő fél vett részt – két totalitárius rendszer és a nyugati demokráciák világa. Annak lefolyása alatt változtak a szövetségek, a Nyugat szövetségre lépett az egyik totalitárius féllel, hogy legyőzze a másikat, de ennek a szövetségnek az árát Közép-Európa fizette meg.

 

A Varsói Felkelés soha nem került be a világtörténelem emlékezetének kánonjába. Ez azért történt így, mert az senkinek nem állt érdekében, sem Lengyelország kommunista hatalmi erőinek, sem a Kremlnek, sőt, a nyugati szövetségeseknek sem. A Felkelés emlékét a kommunista rendszer gondosan megtagadta – különböző volt a hazugságok töménysége és jellege, azonban a hatalom képviselői nem egyezhettek bele, hogy kimondásra kerüljön róla a teljes igazság, mert az egészében törvényen kívül helyezte volna kormányzásukat. Ha megengedik a teljes igazság hivatalos nyilvánosságra hozatalát a Felkelésről, akkor nem hallgathattak volna a legális lengyel államról, amely két hónapon keresztül létezett Lengyelország egy kicsi darabján, arról a hatalmi szervezetről, amely rendkívül hatékonyan működött a körülötte uralkodó extrém körülmények ellenére, továbbá a háború utáni Lengyelország állami rendjére vonatkozóan kidolgozott tervezetről, amelynek alapelveit a „Törvénytár” (Dzienniki Ustaw) számaiban tették közzé. Emiatt a sztálini propaganda legsötétebb és legprimitívebb időszaka után, az 1956-ban bekövetkezett „olvadással” együtt megengedetté vált a „Felkelés hőseinek” dicsérete, de semmiképpen nem vezetőinek vagy szélesebb értelemben a Honi Hadsereg (Armia Krajowa) dicsérete. Teljes hallgatásba burkolták a Lengyel Földalatti Állam államformáló tevékenységét, a hatalom legalitását, a polgári állam kialakulásának kezdeteit és a nemzetközi helyzetet.

1989-ben Fukuyama meghirdette a „történelem végét”, prognosztizálva, hogy a kommunizmus bukásával lezárult a nagy ideológiai konfliktusok időszaka és az egész világ a liberális demokrácia elfogadásának irányába tart. Lengyelországban, a 90-es években a „történelem vége” az „építsük a jövőt, a múltat hagyjuk a történészeknek” jelszóban öltött testet, valamint a közösségi emlékezettel kapcsolatos kérdéseknek a társadalmi vita főcsapásából való kizárásában. Olyan paradox helyzet alakult ki, amelyben ugyan megjelent a történelmi kutatások folytatásának és bemutatásának teljes szabadsága, de ezeknek a munkáknak ez eredményei nem jutottak el a széles befogadó rétegekhez.

Századunk kezdetén az egész világban észrevehetővé vált a történelemnek és az önazonosítással kapcsolatos kérdéseknek a társadalmi vitába való visszatérése. Szimbolikus fordulópontot jelentettek a 2001. szeptember 11-i terrortámadások. Európa politikatörténelmében szintén igen lényeges átértékelődések következtek be, példát jelenthet Németország vagy Oroszország (főként viszonyuk a II. világháborúra vonatkozó emlékezethez). Ebben az időben megindultak a változások Lengyelországban is, ahol egyre nyilvánvalóbb lett, hogy nem valósítható meg a tudatos és korszerű társadalom felépítése emlékezetbeli közösség nélkül, hogy a közösség „hideg” projektje, amely csak a gazdasági kapcsolatokra épít, nem működik megfelelően.

A változások ezen légkörében hozták meg a döntést a Felkelés Múzeumának felépítéséről. Ennek a projektnek a története önmagában érdekes tanulmányt képezne a háború utáni Lengyelország és az egymást követő kormányzatok közösségi emlékezethez való viszonyának változásaihoz. A megemlékezés szükségességének gondolata már a negyvenes években felmerült, majd megerősödött az első „Szolidaritás” időszakában, majd a III. Köztársaság tízegynéhány éve alatt állandóan visszatért, mint aktuális téma, amely nem olyan fontos, és nem tudja kivárni megvalósítását. Csupán 2003-ban Varsó akkori polgármestere, Lech Kaczyński hozott döntést annak elhelyezéséről, kinevezte az építkezésért felelős vezetőt – Jan Ołdakowskit – és megjelölte a határidőt, a Felkelés kirobbanásának 60. évfordulóját.

A Múzeum kiállításainak megtervezése során néhány alapvető elvet határoztak meg. Először, ennek narratív múzeumnak kell lennie, amely folyamatos módon elmond egy történetet. A narráció, azaz a Varsói Felkelésről több szálon futó elbeszélés alá rendelték tehát az összes kifejezési formát – a fotográfiákat, filmeket, szöveges tájékoztatókat, multimédiás bemutatókat, a színpadi jeleneteket, illetve végsősorban a kiállított tárgyakat is. Másodszor, a kiállításoknak magukkal kell ragadniuk a nézőket az elbeszélt történetbe, kihasználni minden lehetőséget, hogy visszaadják számukra a felkelők mindennapjainak légkörét. Harmadszor, senki nem maradhat közömbös, mindenkit rá kell venni az elbeszélt történet egyéni átgondolásába. Ebben az értelemben a Varsói Felkelés Múzeuma interaktív intézmény – nem azért, mert kihasználja a korszerű multimédiás eszközöket, hanem azért, mert kényszeríti a nézőket a történelemmel való interaktív szembesülésre.

Lényeges volt annak eldöntése, hogy kiknek szánják, kik legyenek a kiállítások fő befogadói. Természetesnek tűnt, hogy a fiatal látogatók irányába kell fordulni, olyanok felé, akiket meg kell győzni arról, hogy a történelem lehet érdekes, nem képezi csupán számok és tények halmazát, hogy azok az emberek, akik a Felkelés során harcoltak, ugyanolyanok voltak, mint ő. A külföldiek képezték a másik csoportot, akikre oda kellett figyelni, különös tekintettel a lengyel történelem alacsony fokú ismeretére. És a legfontosabb befogadó csoportok között a harmadikat, amelynek elvárásai nem kis mértékben különböznek az előző kettőtől, a veteránok, a Felkelés résztvevői képezték.

A fő befogadó célcsoportok definiálása után el kellett dönteni, milyen módon lehet hozzájuk eljutni. Arra a következtetésre jutottak, hogy a befogadóhoz való eljutás módja az, ha „annak nyelvén beszélünk”. Ezért került sor – a fiatal látogatókra való tekintettel – a korszerű technológiák széleskörű felhasználására és mindenféle – hang, vizuális és multimédiás – ráhatás alkalmazására. A külföldiekhez való eljutás érdekében a kiállítások gyakorlatilag minden felirata kétnyelvű – lengyel és angol. A veteránokat kissé eltérő módon kezelik – a feltételezések szerint ők nem is a Múzeum vendégei, hanem társ-házigazdák, akik szintén meghatározzák ennek a helynek a kivételes, mágikus légkörét.

A kitűzött célok elérése érdekében, a Múzeum létrehozására irányuló munkák egy éve alatt, azokkal párhuzamosan teremtették meg a kialakuló hely körüli külső légkört. Igen fontos volt a varsóiak meggyőzése arról, hogy lám, itt a szemük előtt jön létre egy hely, amely lényeges a város önazonosításához, egy fontos pont a város térképén. Ezért szoros együttműködést alakítottak ki a médiákkal, amelyeket részletesen tájékoztattak a Múzeum tervezésével és megvalósításával kapcsolatos lépésekről. Egyidejűleg számos társadalmi akciót szerveztek, mint például a felkeléssel összefüggő emlékek általános gyűjtését, amelyek célja az embereknek a tervezet körüli aktivizálása volt. Mindezek a tevékenységek azt eredményezték, hogy a Múzeum megnyitása nagy érdeklődéssel várt eseménnyé vált.

A kitűzött célokat sikerült megvalósítani: a Múzeum 2007-ben majdnem félmillió látogatót fogadhatott, a veteránok társ-házigazdáknak érzik magukat benne, és a látogatók több mint 60%-a fiatal, aki a 30. életévét még nem töltötte be. A látogatók reakcióiból látszik, hogy a Múzeumot gyakorlatilag senki nem hagyja el közönyösen. A Múzeum egyben „must see” jellegű ponttá vált a külföldi turisták programjában, akik egyre nagyobb számban látogatják meg a kiállítást. A hivatalos állami delegációk, ezen belül koronás fők, államelnökök és miniszterelnökök is gyakori látogatók a Múzeumban.

De a Varsói Felkelés Múzeuma nem csak kiállítás – sok részlegből áll, amelyek különféle tevékenységi területekkel foglalkoznak – létezik Hangos Történelmi Archívum, amely interjúkat gyűjt össze az összes élő Felkelővel, van Önkéntes Segítő Központ, könyvtár és archívum, széles körben működő Történelmi és Didaktikai Szekció, számos kiadvány előkészítése és kiadása van folyamatban. A Múzeum részlege a Stefan Starzyński Intézet, amely Varsó önazonosításával foglalkozik, a főváros nagy polgármesterének művét folytatja.

A Múzeum számos kulturális eseményt szervez, amelyek gyakran kívül esnek a hagyományosan értelmezett múzeumi tevékenységek körén. Legfontosabbak persze a Varsói Felkelés egymást követő évfordulói, amelyek azonban nem korlátozódnak az emelkedett tanácskozások és hivatalos ünnepségek megszervezésére, hanem felölelik többek között az ifjúsági koncerteket, színházi (vagy „para-színházi”) előadásokat, társadalmi akciókat, szabadtéri rendezvényeket a legfiatalabbak részére. Az évente megrendezésre kerülő „Tyrmand-Komeda-Polański” Varsói Fesztivál keretében a Stefan Starzyński Intézet különféle kulturális eseményeket készít elő, amelyek az 50-es és a 60-as évek Varsójához kapcsolódnak. A Múzeumban ciklikus találkozókat szerveznek a történelemmel, filmmel, építészettel, képzőművészettel, a festőművészek pedig a Múzeumot körülvevő Szabadság Parkban, a „Művészet Falán” alkotják műveiket.

Ez a széleskörű tevékenység a korszerű narratív kiállítással egybekötve specifikus légkört teremt a Varsói Felkelés Múzeumában. A Múzeum, amely egyrészt történelmi emlékhelyet, másrészt viszont élő kulturális központot képez Varsó térképén, hozzájárul a város önképének formálásához. A Varsói Felkelés különleges helye a közösségi emlékezetben, a kifejezésmód korszerűsége és az egy helyen koncentrálódó tevékenységek komplexitása tömegeket vonzó intézmény létrejöttét eredményezték.

 


 

Dr. Paweł Ukielski (szül. 1976) – történész és politológus, Közép-Európa kutatására szakosodott. A Varsói Felkelés Múzeumának igazgatóhelyettese; együttműködik a Lengyel Tudományos Akadémia Politikai Stúdió Intézetével.

 


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Burkhard Olschowsky

1989 helye az európai emlékezetben

15 August 2011
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Az 1989-es év őszének eseményei Kelet-Közép-Európában alapjaiban változtatták meg a kontinenst. Ez az időszak azonban mégis inkább egy korszak lezárásaként, semmint kezdeteként él a tudatunkban.

1989. július 6-án Mihail Gorbacsov a strasbourgi Európa Tanács előtt tartott beszédében közölte, hogy a Szovjetunió nem fog a reformok útjába állni Kelet-Európában. Így azután, mivel a birodalom központja nyilvánosan kijelentette, hogy a befolyása alatt álló terület peremvidékeit nem fogja, nem tudja tovább fennhatósága alatt tartani, amit világszerte ujjongva fogadtak, csak idő kérdése volt, mikor buknak meg a birodalom varsói, budapesti, kelet-berlini, prágai és bukaresti helytartói.

Nyitva maradt persze, miként és mekkorát bukik Jaruzelski, Honecker, Jakeš, Ceauşescu és Kádár, mint ahogy az is, hogy felhasználják-e – még kétségtelenül birtokukban lévő – hatalmi eszközeiket. Hogy milyen következményekkel járhat az erőszak alkalmazása, azt 1989. június 4-én Kelet-Közép-Európa népei is láthatták, amikor Kína kommunista vezetői békés tüntetők százait lövették le a Mennyei Béke terén – ugyanazon a napon, amelyen Lengyelországban megtartották az első félig szabad választásokat. A Mennyei Béke terén történtek elrettentő példája miatt is igyekezett a kelet-európai ellenzék 1989-ben tudatosan kerülni az erőszakot. Fennállásuk évtizedeiben a kommunista rendszerek az erőszakkal való fenyegetéssel és annak alkalmazásával játszották el a hitelüket, és ezzel – bármennyi fegyvert is birtokoltak – önkéntelenül is megtanították alattvalóikat arra, mennyire nem célravezető az erőszak alkalmazása.

A térség állampártjai 1989-ben rendelkeztek még ugyan a hatalom eszközeivel, de mindenütt hiányzott az erős vezetés. Csak egy olyan vezetés tudta volna e hatalmi eszközöket felhasználni, amely nem fél a vérontástól. A keleti blokk kommunista vezetői 1989-ben már nem voltak elég biztosak sem a pártjukban, sem az általuk képviselt ügyben, legkevésbé pedig saját magukban ahhoz, hogy tenni tudjanak valamit népeik forradalmi megmozdulásai ellen. 1989 forradalmárai szokatlanul vegyes csoportot alkottak: reformkommunistákból, szociáldemokratákból, liberális értelmiségiekből, nacionalistákból, a piacgazdálkodás híveiből, egyházi aktivistákból, szakszervezetisekből, pacifistákból, néhány hagyományhű trockistából és egyebekből tevődtek össze. Az erőszakellenesség volt az egyetlen, amely összekötötte őket. Ez a sokrétűség erejük része és egyben méreg volt az egypártrendszer számára.[1]

Az ideológia messzemenő hasonlósága a szovjet uralmi övezet országaiban azzal járt, hogy az egyik ország kommunista vezetésének fenyegetettsége vagy bukása elkerülhetetlenül gyengítette a többi legitimitását is. Alighanem a forradalmak egyik alapvető vonása, hogy az ilyen példák halmozódása felőrli a hatalom legitimitását. Ami ehhez képest 1989-ben új volt, az ennek a folyamatnak a sebessége. Az események felgyorsításában és nem visszafordíthatóságában a tömegmédiumok is szerepet játszottak. Különösen a magyaroknak és a cseheknek adatott meg a lehetőség, hogy saját forradalmukat az esti tévéhíradóban is nyomon kövessék, de a keletnémeteket sem a kivándorlás vágya ragadta már el, miközben a nyugati adókat nézték esténként, hanem az az érzés, hogy alakítói a történéseknek – gondoljunk csak a Nagy Imre újratemetéséről 1989. június 16-án, a lipcsei hétfői tüntetésekről 1989. október 9-én vagy a prágai diákok tüntetéséről 1989. november 17-én tudósító képekre.

A csehek, a szlovákok, a magyarok és sajátos módon a keletnémetek is megismerhették emberi méltóságuk visszaszerzésének fenséges érzését, amelyet a lengyelek már 1980-ban megéltek, és látványosan ünnepeltek. A kommunista rendszerek néhány nap leforgása alatt elvesztették, amire olyan kínosan, újra és újra ismétlődő korlátozásokkal annyira ügyeltek: információs monopóliumukat. Az egyedül maradástól való félelem, amely az ellenzékiséget különösen az NDK-ban és Csehszlovákiában bizonytalan és felőrlő vállalkozássá tette, végérvényesen megszűnt.

Lengyelországban azonban az 1989-es év változásai mégsem a mindent elsöprő örömmel és a meghatottsággal párosulnak az emlékezetben. A kerekasztal-tárgyalások során az ellenzék nagy része és a hatalmon lévő elit között nem arról folytak a megbeszélések, hogy az utóbbi átadja- vagy megosztja-e a hatalmát, hanem, hogy ez milyen módon történjék meg a vészes gazdasági helyzet árnyékában. A tárgyilagosság és a tárgyalási készség sokkal fontosabb volt, mint a forradalmi hevület.

Az NDK ellenzéki csoportjai érdeklődéssel figyeltek fel az eredetileg lengyel találmányra, a kerekasztalra, amelyet követendő példának tartottak, és alkalmaztak is. Ezt Lengyelországban, ahol a kerekasztalról mindig is viták folytak, általában figyelmen kívül hagyják. Az egykori radikális ellenzék kritikája, miszerint a kerekasztal-tárgyalások során megengedhetetlen megegyezés született az ellenséggel, újra és újra jelentkezik, az utóbbi években ráadásul egyre hevesebben.

Az 1989-es év eseményeit nem lehet helytállóan leírni a német újraegyesítés, valamint az elterjedt nemzetközi beidegződések és szokások említése nélkül, amelyeket – néhány nyugat-európai kormánynak nem éppen az örömére – a forradalom éve erőteljesen megkérdőjelezett. Mert mi is történt? Az 1989-ig Nyugat-Európában általánosan elfogadott nézet szerint a német kérdés csak akkor vetődik fel, ha annak politikai előfeltétele, vagyis egy európai békerend, létrejön. A helyzet azonban teljesen másként alakult.

Franciaországot és Nagy-Britanniát nyugtalanította egy vélhetően ellenőrizhetetlen 80 milliós nagyhatalom gondolata. Mazowiecki újonnan megválasztott kormánya számára ugyanakkor a német újraegyesítés lehetőséget adott arra, hogy a varsói egyezmény régi kötelezettségeit óvatosan önálló kapcsolatokra és új együttműködésekre cserélje fel a nyugattal. Az új lengyel kormánynak a demokratikus Németország iránti rokonszenvét azonban komolyan próbára tette Helmut Kohl tízpontos terve a két német állam egyesítésére, mivel az nem említette az Odera-Neisse-határt. Az erre vonatkozó 1970-es szerződés csak a régi NSZK-ra volt érvényes, az egyesített Németországra nem.

Gorbacsov hozzájárulása az egyesített Németországhoz és a NATO-ba történő felvételéhez abból a megfontolásból származott, hogy fel kell adni az NDK-t és Közép-Európát ahhoz, hogy a Szovjetunió rendbetételére összpontosítsanak, megnyerve hozzá a nyugat támogatását is. Ha ebből nem is lett semmi, Gorbacsov bátorsága és nagyszabású stratégiai elképzelése emlékezetes marad.

1989 őszének korszakos változásai mind a mai napig nem váltak teremtésmítosszá – sem az újraegyesített Németországban, sem a harmadik Lengyel Köztársaságban, sem pedig a kibővített Európában. Jürgen Habermas egy helyütt „felzárkózó forradalomnak” nevezte 1989 eseményeit, olyan kísérletnek, amellyel a szóbanforgó országok csatlakozhattak ahhoz a civilizációs és alkotmányjogi fejlődéshez, amely Nyugaton már régen lezárult. Ez az intézményes szemlélet tévesen ítéli meg Kelet- és Nyugat-Európa gyakran eltérő emlékezetét, tapasztalatait és szocializációját, az 1953. június 17-ei felkelés egyenlősítő törekvéseitől egészen az 1980/81-es Solidarność-ig csakúgy, mint a kisebb csoportok és az egyes emberek számtalan példáját az önállóságra, a kiküzdött lelkiismereti szabadságra, a kiharcolt emberi és polgári jogokra, valamint a társadalmi önszerveződésre a pártállami hatalmi struktúrán kívül.

Bár Európa politikailag már kiheverte a jaltai egyezményből fakadó, diktatórikus keleti és a demokratikus nyugati részre való megosztottságát, Kelet- és Nyugat-Európa emlékezetkultúrái továbbra is egymás mellett, nem ritkán egymással szemben léteznek. Mintha a vasfüggöny mögötti élet méltatlanságai sokkal mélyebben beleivódtak volna a kelet-közép-európaiak emlékezetébe, mint ahogy azt nyugaton lehetségesnek tartották. Ralf Dahrendorf szerint a német értelmiségi tudatban 1989 nem jelent sem mély választóvonalat, mint Európa többi részén, sem pedig pillanatnyi fellélegzést a nyitott társadalom diadalának láttán. E felfogástól elhatárolódva Dahrendorf nemcsak globális választóvonalnak tartja 1989-et, de azt is vallja, hogy 1989 az új Európa teremtésmítosza lehet[2].

Mint a visszatekintés mutatja, Kelet-Közép-Európa polgárainak 1989-es tettei különösen alkalmasak arra, hogy példamutatóként kerüljenek be az európai szabadság, a civil társadalom megvalósulásának történetébe. Más események mellett 1989-nek is szilárd helyként kellene rögzülnie az európai emlékezetkultúrában. 1989 a demokratikus alkotmánnyal rendelkező államért folytatott forradalmi népmozgalmat jelöli. Határok eltörlését tűzte ki célul, és bizonyította, hogy mindig és mindenhol érdemes követelni és megvédeni az egyén méltóságát és szabadságát. 1989-nek azért van helye az európai emlékezetben, mert Európa nem jöhetett volna létre nélküle a mai formájában.

 


 

Dr. Burkhard Olschowsky (szül. 1969, Berlin) történelmet és kelet-európai történelmet hallgatott Gettingben, Varsóban és Berlinben. 2002-ben megvédte doktori értekezését a Humboldt Egyetemen, Berlinben. 2003-2005 között szerződéses előadóként dolgozott a Humbolt Egyetemen, a kortárs történelem és politika terén. 2004-2005 között a Szövetségi Közlekedési, Építészeti és Lakásépítési Minisztériumban dolgozott. 2005 májusától tudományos munkatárs a Közép- és Kelet-európai Német Kulturális és Történeti Szövetségi Intézetben. 2010 óta tudományos munkatárs az Európai Emlékezet és Szolidaritás Hálózatában.

 


 

[1] vö. Peter Bender: Deutschlands Wiederkehr. Eine ungeteilte Nachkriegsgeschichte 1945-1990. Stuttgart 2007, 229.

[2] Ralf Dahrendorf: Der Wiederbeginn der Geschichte. Vom Fall der Mauer zum Krieg im Irak. Reden und Aufsätze. München 2004, 213.

 

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Attila Pók

1956, mint a kelet-közép-európai történelem választóvonala

01 August 2011
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Az európai és az általános történelem sorsdöntő évei, fordulatai nemcsak a történészek számára nagyon érdekesek, hanem a politikusok, pedagógusok és a nehezen megragadható, de mindenütt jelenlevő emlékezési kultúra számára is. 1956 minden kétséget kizáróan ilyen év, amelyet az alábbiakban tézisszerűen mutatunk be.

 

1.Egyenes út 1956-tól 1991-ig?

Az 1956-tal kapcsolatos kollektív emlékezet egyik alapproblémája abból a körülményből fakad, hogy a politikai átalakulás éveiben, 1989 és 1991 között, ez az évszám a szovjetellenes, antikommunista ellenállás szimbóluma volt. Az 1956-os magyar és lengyel, az 1968-as csehszlovák, és az 1980-81-es lengyel eseményeket, valamint az NDK-ban, a Szovjetunió balti államaiban, Csehszlovákiában, Bulgáriában, Romániában, Magyarországon és Jugoszláviában történteket 1989-ben egy teleológiai folyamat részeiként, valamint a Szovjetunió összeomlásának előszeleként értelmezték. Az elkerülhetetlen átalakulás gondolata (diktatúrából demokráciába, egypártrendszerből többpártrendszerbe, központosított tervgazdálkodásból liberális piacgazdálkodásba) kétségkívül mindenkire inspiráló hatással volt. A rövid ideig tartó eufória után azonban a fenti államok átalakulását illetően megmutatkoztak azok az alapvető különbségek is, amelyek csökkentik a határokon átívelő közös tapasztalatokat, és megnehezítik bizonyos események megértését.

1956 interpretációival kapcsolatosan elsősorban a Magyarország és Lengyelország közötti különbségek bírnak jelentőséggel. Hruscsov a Szovjet Kommunista Párt XX. kongresszusán elmondott, a sztálinizmus leleplezésében kiemelkedő szerepet játszott „titkos beszédét” Lengyelországban hivatalosan terjesztették. Az 1954-ben, hároméves fogság után szabadon engedett reformkommunista, Władysław Gomułka népszerűsége 1956 őszén mindennél nagyobb méreteket öltött. Annak ellenére, hogy a lengyel társadalom nem sokkal később kiábrándult belőle, 1956-57 idején, a szovjet bevonulás küszöbén, Gomułka a nemzeti érdekek megmentőjeként léphetett fel. Nagy Imre magyar miniszterelnök ezzel szemben nem tudta hosszú távon befolyásolni az események menetét. A hős róla élő képe elsősorban nem 1956-os tetteiből, hanem inkább mártírhalálából ered. Ha őt és társait nem végezték volna ki, soha nem váltak volna egy szovjet befolyás alá tartozó, kis közép-európai nemzet szabadságvágyának szimbólumává.

 

2. Patriotizmus és kommunizmus

A következő alapvető probléma a patriotizmus és a kommunizmus viszonyában keresendő. Viselkedhet-e egy kommunista patriótaként? Vagy egy patrióta meghatározásánál fogva nem lehet kommunista? Litván György az 1956 –os magyar forradalom politikai irányzazait elemezve két baloldali (reformszocialista és nemzeti demokrata) és két jobboldali érzelmű tábor (nemzeti konzervatív és radikális jobboldali) között tesz különbséget, amelyek egyike sem bízott a Szovjetunióban és a szovjet csapatok mielőbbi kivonulását követelte. A magyar történelem e rövid, de fényes pillanatában a kommunisták és az antikommunisták – összes belső vitájuk ellenére – osztoztak a szovjet imperializmuson gyakorolt kritikájukban. Az 1956 emlékezete körüli csatározásokban számos antikommunista a szovjet érdekek kiszolgálójának nevez minden kommunistát. Lengyel és magyar kommunisták egy csoportja 1956-ot ugyanakkor olyan nemzeti indíttatású, reformkommunista kísérletnek tekinti, amely a szocialista értékek megőrzésére irányult a sztálini önkény nélkül. Megint más magyar kommunisták ugyanezen csatározásokban 1956-ot ellenforradalomnak tartják, amelynek célja az 1919-1944 közötti konzervatív rendszer restaurálása volt. A hivatalos magyar megnyilvánulások viszont 1989-ig az ellenforradalmi minősítés mellett a szovjet hadsereg segítségével megakadályozott polgárháborúról szóltak.

Kádár János 1972 után ugyan kísérletet tett arra, hogy az „ellenforradalom” fogalmát a „nemzeti tragédia” összetétellel helyettesítse, mégis az előbbi maradt meg a párt hivatalos nyelvhasználatában egészen 1989. január 28-ig, amikor is a politikai vezetés előtt Pozsgay Imre először beszélt 1956-ról mint jogos népfelkelésről. E megnyilatkozás annál is inkább fontos volt, mert 1956-nak a pozitív magyar hagyomány vonalába történő beillesztése egy „ellenemlékezés”, és ezáltal a Kádár-korszak történeti jogfosztásának a magjává vált. 1956 gyökeres átértékelése egyúttal az ellenzéki csoportok és a hatalmon lévők közti tárgyalások emlékezéspolitikai előfeltételét is megteremtette. Szimbolikus események sora következhetett ezután: az 1958. június 16-án kivégzett Nagy Imrét társaival együtt 1989. június 16-án ünnepélyesen újratemették, majd 1989. október 23-án, a forradalom kitörésének 33. évfordulóján, a Magyar Népköztársaságot köztársasággá nyilvánították, beillesztve ezzel Magyarország demokratikus hagyományába. Amikor évekkel később Mécs Imrét, a fenti tárgyalások egyik ellenzéki résztvevőjét megkérdezték, ki tette lehetővé ezeket a tárgyalásokat, és ki választotta ki résztvevőit, válasza rövid és egyértelmű volt: az 1989. június 16-án a Hősök terén tartózkodó tömeg.

 

3. 1956 és a Szovjetunió tekintélye

A harmadik probléma 1956-nak a Szovjetunió világpolitikai tekintélyére gyakorolt hatásában mutatkozik meg. 1989 perspektívájából tekintve 1956-ot gyakran a Szovjetunió széthullásának kezdeteként értelmezik, amelyet követően az 1968-as csehszlovákiai és az 1980-as lengyelországi események sora vezetett el 1991. december 25-éig, a Szovjetunió felbomlásáig. 1956 történeti jelentősége azonban a harmadik világot is érinti. A nagyhatalmak, vagyis Nagy-Britannia, Franciaország, a Szovjetunió és az Egyesült Államok, az 1956-os év válságai (Lengyelország, Magyarország, Szuez) során tett lépései döntő jelentőségűek voltak gyarmatbirodalmi, illetve globális pozíciójukat tekintve. Egyiptom támogatása a brit és francia imperializmussal szemben nem csak a harmadik világ államaiban növelte a Szovjetunió hitelét.

Az Egyesült Államok ugyanakkor nem sokat tett az ún. „captive nations” felszabadítása érdekében, csupán a kommunista terjeszkedés feltartóztatását (containment) vette komolyan. A Szovjetunió ezalatt sikeresnek mutatkozott a gyarmatellenes, főként afrikai országok barátjának szerepében. A hatvanas évek végéig Afrikában 31 állam nyerte el függetlenségét. E folyamat során a Szovjetunió olyan tekintélyre tett szert világszerte, amely mellett elhomályosult a magyar szabadságharc elnyomójának képe. A gyarmati függetlenségi folyamatok a hidegháború olyan csatamezején játszódtak, ahol lehetségesek voltak a változások. A szovjet befolyás alatt álló kelet-közép-európai államokban azonban ebben az időben erről szó sem lehetett.

 

4. 1956 mint kulturális választóvonal

Az 1956-os év kulturális értelemben is választóvonalat jelentett. Az enyhülés idején, ellentétben a politikával, a kultúra minden területén csökkent a szovjet ellenőrzés. A magyar forradalom erőszakos leverése sokat ártott a nyugat-európai kommunista és szociáldemokrata pártoknak. Kevésbé ismert tény az a csalódás, amelyet Amerika a „rabságban tartott nemzetek” lehetséges megmentőjeként okozott, és amely az ún. ’68-as generáció számára a „Nyugat” fogalmának egy sokkal inkább kulturális tartalommal bíró újraértékeléséhez vezetett. 1956 tapasztalatai megmutatták, hogy egy politikailag kettéosztott világban, alapvető politikai változások lehetősége híján, a szigorúan őrzött határok ellenére a kultúra képes hidat verni a két pólus között. Az 1956 után felnőtt kelet-közép-európai generációk számára a Nyugatot nem az IBM, De Gaulle vagy Kennedy jelentette, hanem sokkal inkább Hemingway, Sartre, Pasolini, Brigitte Bardot vagy Salinger Zabhegyezője. Sosztakovics, Wajda, Gombrovicz, Örkény, Heym vagy Kundera – csak néhányan azok közül, akik a Kelet és a Nyugat közötti kulturális hidakat biztosították. Az enyhülés után már nem lehetett újra bezárkózni, és a „szocialista-realista” mintákhoz visszatérni.

 

5. Összegzés

1956 a szovjet blokk minden államában választóvonal volt. A magyar és lengyel események Kelet-Közép-Európa országaira is hatást gyakoroltak, és ellenállásra ösztönöztek. Az emlékezés 1956-ra azt tudatosította, hogy a szovjet rendszer átalakulása és módosítása a hatalmi centrumban ugyanúgy lehetséges, mint a függő államokban, viszont a szovjet hegemóniától való megszabadulás kísérlete elkerülhetetlenül erőszakot von maga után, továbbá, hogy a világ kettéosztottsága a két nagyhatalom és holdudvarai között politikailag, de nem a kultúra területén szilárdult meg. 1956 emléke nem hatott közvetlenül, meghatározóan a prágai tavasz vagy a Solidarność reform- és tiltakozó mozgalmaira, viszont figyelmeztető jelként szolgált a moszkvai vezetés és helytartói átfogó uralmi igényei számára. 1956 kaétségkívül választóvonalat jelentett, amely bár Kelet-Közép-Európán túlmutatott, de egy kollektív európai emlékezet megteremtésére csak korlátozottan volt alkalmas. Túl sokszínűek voltak ehhez az események és túl eltérőek a tapasztalatok Keleten és Nyugaton.

 

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Christoph Mick

Lemberg – Die multiethnische Stadt

01 August 2011
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Multiethnisches Lemberg?

Seit seiner Gründung leben in Lemberg Angehörige verschiedener Ethnien und Religionen zusammen. Friedliche Koexistenz und gegenseitige kulturelle Bereicherung sowie scharfe, phasenweise gewaltsam ausgetragene Konflikte sind zwei Seiten seiner Geschichte.

Es war über Jahrhunderte hinweg schwer genug, die Interessengegensätze in der Stadt auszutarieren. Doch Lemberg hatte ein weiteres Problem, das im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts friedliche Konfliktlösungen erschwerte.

Die Stadt lag im Schnittpunkt imperialer und nationaler Bestrebungen. Weder Polen noch Westukrainer konnten sich ihren Nationalstaat ohne Lemberg vorstellen, Österreich-Ungarn wollte die Hauptstadt seines Kronlandes nicht aufgeben, der russische Zar sah in diesem Ausläufer der Rus sein Patrimonium, während des Zweiten Weltkriegs wollte Nazi-Deutschland Lemberg zu einem germanischen Bollwerk im slawischen Osten ausbauen, und Stalin reklamierte Stadt und Region für die Sowjetukraine.

Im 20. Jahrhundert kontrollierten alle Prätendenten die Stadt wenigstens einmal. Und wer immer die Macht hatte, begann den öffentlichen Raum mit eigenen Symbolen auszustatten. Straßen erhielten neue Namen, Denkmäler wurden gestürzt und errichtet, Friedhöfe angelegt und zerstört. Lemberg wurde imperial oder national umdekoriert und neu lackiert. Der Stadt wurde auch eine neue Geschichte gegeben, die den eigenen Anspruch legitimierte, das Leben anderer Gruppen und deren Anteil an Kultur und Geschichte der Stadt aber marginalisierte.

Lemberg als Erinnerungsort der „guten“ Habsburgermonarchie

Der Kampf um Denkmäler und um Straßennamen begann lange vor dem Ersten Weltkrieg. Die polnischen Eliten nutzten nach 1867 ihren Spielraum, um ihre Dominanz auszubauen. Die Universität wurde polonisiert, polnische Schulen wurden eingerichtet, Banken und Genossenschaften gegründet, Denkmäler polnischer Dichter, Politiker, Könige und Helden eingeweiht und den Straßen polnische Namen gegeben. Jüdisches Selbstbewusstsein drückte sich im Bau eindrucksvoller Synagogen aus, die später fast alle von den Nazis zerstört wurden. Heute erinnern nur noch Plaketten an die Bedeutung der jüdischen Gemeinde. Alles Ukrainische wurde – mit Ausnahme der griechisch-katholischen Kirchen und der Gebäude ukrainischer Organisationen –, so gut es ging, aus dem öffentlichen Raum verdrängt.

Die heutige Habsburg-Nostalgie ist zum Teil berechtigt. Bei aller „galizischen Armut“ waren die letzten Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg unvergleichlich besser als alles, was später kam. Während auf dem Land – besonders bei Wahlkämpfen und Agrarstreiks – Blut fließen konnte, war in Lemberg eine friedliche Austragung der Konflikte die Regel. Nicht vergessen werden dürfen aber auch die dunklen Seiten der österreichischen Herrschaft im Ersten Weltkrieg. Die österreichischen Behörden richteten Tausende Ukrainer als vermeintliche russische Spione hin und sperrten Zehntausende in Internierungslager.

Dies hat aber der Habsburg-Renaissance bislang nicht geschadet. Das österreichische Erbe ist auch touristisch verwertbar. Restaurants haben sich kaiserlich und königlich dekoriert, Portraits Franz Josephs hängen an den Wänden, und allenthalben versuchen Kaffeehäuser an österreichische Traditionen anzuknüpfen.

Die Verteidigung Lembergs – „Novembertat“ – Pogrom

In der populären polnischen Vorstellung von Lemberg als Antemurale Christianitatis, als Bollwerk Polens und der Christenheit, wurde Europa nicht nur gegen Mongolen, Türken und Tataren, sondern auch gegen Kosaken, später gegen Russen und gegen die Bolschewiken verteidigt. Im polnisch-ukrainischen Krieg um Ostgalizien 1918/19 wurde dieses Muster auch auf die ukrainischen Truppen angewandt. Westukrainische Politiker sahen sich allerdings auf der falschen Seite der Mauer platziert und interpretierten den Untergang der Rus im Mongolensturm und das Zerbrechen ukrainischer Staatlichkeit unter den Schlägen der Roten Armee als tragisches Opfer, das die ukrainische Nation für die Rettung Europas erbracht hatte. Zwar könnten diese Antemurale-Vorstellungen als gemeinsamer polnisch-ukrainischer Erinnerungsort dienen, doch ist dies wegen der antirussischen und kulturkämpferischen Konnotation nicht unbedingt wünschenswert.

Der November 1918 ist der Schlüssel zum Verständnis der Konflikte in Lemberg und Ostgalizien in der Zwischenkriegszeit. Für die Juden war der November untrennbar mit der Erinnerung an den Pogrom verbunden, der sich positiver Sinngebung versperrte. Die Lemberger Juden waren dadurch in einem zentralen Punkt – der Verteidigung Lembergs – aus der polnischen Erinnerungsgemeinschaft ausgeschlossen. Dagegen bildeten die Ukrainer bewusst ihre eigene Erinnerungsgemeinschaft und schufen sich unter ungünstigen Rahmenbedingungen Erinnerungsorte, die den ukrainischen Patriotismus beflügeln sollten. Die Versuche gemäßigter Politiker auf beiden Seiten, selbst im November 1918 noch eine friedliche Lösung zu finden, wurden im aufgeheizten Klima der Zwischenkriegszeit fast als Vaterlandsverrat angesehen. Könnte eine nähere Beschäftigung mit diesen Ausgleichsbemühungen nicht vorhandene zivile Alternativen aufzeigen, die später von der martialischen Helden- und Opfermetaphorik überdeckt wurden?

Die polnisch-ukrainische Deutungskonkurrenz wirkt bis heute nach, während die jüdische Erinnerung an den Pogrom vom 22. bis 24. November 1918 vollständig von der Ermordung der Lemberger Juden im Zweiten Weltkrieg überlagert wurde. Der 80. Jahrestag der so genannten „Novembertat“ (Lystopadovyj čyn) – der Machtübernahme in Ostgalizien und der Gründung der Westukrainischen Volksrepublik – wurde in Lemberg aufwändig begangen.

Zweiter Weltkrieg

Wenn heute die interethnischen Beziehungen in Lemberg während des Zweiten Weltkriegs zum Thema gemacht werden, klaffen die Interpretationen ebenso weit auseinander wie in der Zwischenkriegszeit die Deutung des November 1918: Von einem übernationalen Erinnerungsort ist keine Spur. Ukrainische Autoren weichen der Frage nach der Beteiligung von Ukrainern an Pogromen und der Rolle der Ukrainischen Hilfspolizei gerne aus oder verweisen auf die angebliche Kollaboration der Juden mit der Sowjetmacht. Jüdische Memoirenschreiber machen dagegen Polen und Ukrainern heftige Vorwürfe und klagen sie an, nicht geholfen oder sich sogar am Völkermord beteiligt zu haben. Diese unterschiedlichen Erfahrungen hatten auch Konsequenzen für die Erinnerungen. Bezogen auf den Zweiten Weltkrieg gibt es deshalb nicht nur eine doppelte Erinnerung, sondern eine dreifache Erinnerung an den Krieg.

Nach der Unabhängigkeit 1991 bemühten sich die Westukrainer, wenigstens die auffälligsten Symbole der Zugehörigkeit zur Sowjetunion loszuwerden. Das Lenin-Denkmal verschwand sofort, und auch andere Symbole sowjetischer Herrschaft wurden schnell abgebaut. Unversehrt blieben die Monumente, die an den Sieg der Roten Armee erinnern und das Gräberfeld der Roten Armee. Gleichzeitig ließen es sich die Stadtbehörden nicht nehmen, den großen Nachbarn ein wenig zu ärgern und benannten eine Straße im Stadtzentrum nach Dschochar Dudaev, der die Loslösung Tschetscheniens von der Russischen Föderation betrieben hatte.

Resümee

Lemberg soll von einem Konfliktfeld der polnisch-ukrainischen Beziehungen zum Ort polnisch-ukrainischer Aussöhnung und Kooperation gemacht werden. Sinnbildlich hierfür steht der polnische Soldatenfriedhof des polnisch-ukrainischen Krieges 1918/19. Der Wiederaufbau war von den Präsidenten Polens und der Ukraine über die Köpfe der Lemberger Behörden und Bevölkerung hinweg vereinbart worden. Ein originalgetreuer Wiederaufbau scheiterte am lokalen Widerstand, und einige Nachbesserungen waren nötig, um das Projekt für die Lemberger Ukrainer erträglich zu machen. Als Kontrapunkt wurde vor dem polnischen Soldatenfriedhof ein ukrainisches Ehrenmal gesetzt und ein Gedenkkomplex aufgebaut, der einige problematische Elemente nationaler Opfermythologie enthält.

Die Rekonstruktion des polnischen Soldatenfriedhofs ist einerseits ein hoffnungsvolles Zeichen, andererseits zeigt der Streit um seine Gestaltung, wie schwierig es ist, Lemberg zu einem übernationalen Erinnerungsort zu machen. Zu wichtig ist die Stadt für das nationale Selbstverständnis der Westukrainer und ihre Positionierung im ukrainischen Nationalstaat.

Die Chance wäre da, Lemberg zu einem Ort der Versöhnung zu machen. Dafür aber ist es notwendig, die vergangenen Konflikte in und um die Stadt, den Holocaust und das gegenseitige Morden von Polen und Ukrainern im Zweiten Weltkrieg nicht unter den Tisch  zu kehren.

Heute stellen Russen die größte nationale Minderheit. Wie schon früher zwischen Polen und Ukrainern sind auch die Grenzen zwischen Russen und Ukrainern fließend. Mischehen sind häufig, für welche Kultur sich die Kinder entscheiden, ist jeweils ungewiss. Es wäre jedoch blauäugig, das vorhandene Konfliktpotential zu leugnen.

In Lemberg koexistieren, konkurrieren und überlagern sich Spuren und Symbole der verschiedenen Herrschaften sowie der ethnischen und religiösen Gruppen. Über allem liegt ein ukrainischer Mantel, durch den das andere jedoch durchschimmert, ja heute auch bewusst freigelegt wird. Es begann mit der Habsburgwelle, nun kann eine Renaissance der jüdischen und der polnischen Vergangenheit Lembergs beobachtet werden. Verdeckte hebräische und polnische Inschriften werden freigelegt, wenigstens ein Restaurant hat seine Räume mit polnischen Exponaten dekoriert, und die Synagoge der Goldenen Rose soll wieder aufgebaut werden. Zeichen einer neuen Gemeinsamkeit?


Dr. habil. Christoph Mick – britischer Historiker, 2005-2010 ausserordentlicher Professor an der Universität in Warwick. Spezialisiert sich in der neusten Geschichte Russlands und Osteuropas – insbesondere Polens und der Ukraine. Seine wissenschaftlichen Interessen umfassen auch Untersuchungen auf dem Gebiet der Geschichte der Wissenschaft und Technik.


 

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Stefan Troebst

„Rok 1945“ jako europejskie miejsce pamięci?

01 August 2011
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Według słynnego dictum Waltera Benjamina „Pisać historię [to znaczy] nadawać datom fizjonomię“1. Takie daty stają się nie tylko mnemotechnicznym ułatwieniem interpretacji, ale przede wszystkim odzwierciedlają wysoko abstrakcyjne wyostrzenia, przewroty i przełomy. W tym sensie mogą zyskać jakość tego, co Pierre Nora zdefiniował jako „miejsce pamięci w znaczeniu przenośnym”.

Jednakże lipski historyk Dan Diner niedawno wskazał, iż data taka jak „rok 1945“ może oznaczać różne, nawet sprzeczne ze sobą lieux de mémoire i stanowi przykład wieloznaczności dnia 8 maja 1945 r. opartej na trzech szyfrach „Reims, Karlshorst, Sétif“ - perspektywy alianckiej zachodniej, sowieckiej i pozaeuropejskiej2.

„Reims“ i „Karlshorst“ oznaczają tu oczywiście obie ceremonie bezwarunkowej kapitulacji Niemiec w kwaterach głównych amerykańskich czy sowieckich sił zbrojnych, natomiast „Sétif“ oznacza zbrodnię kolonialną popełnioną w tym samym dniu, masakrę dziesiątek tysięcy muzułmanów przeprowadzoną przez francuskie siły bezpieczeństwa w Algierii.

To, co wyostrzył Diner tworząc „ikonę pamięci dnia 8 maja 1945 r.“, oraz jej wielorakie, zachodnie, wschodnie i kolonialne znaczenia, dotyczy w jeszcze większym zakresie szerokiego miejsca pamięci „rok 1945“. Jego azjatycki komponent stanowi na przykład zrzucenie bomb atomowych na Hiroszimę i Nagasaki oraz kapitulacja Japonii latem 1945 r. Miejsca pamięci wspomnianego rodzaju posiadają narodowe konotacje – skutkiem czego mogą stać się przedmiotem, a wręcz przyczyną konfliktów pomiędzy narodowymi kolektywami pamięci. Oznacza to jednak, że „rok 1945“ może nie nadawać się na fundament przyszłej paneuropejskiej kultury pamięci. Przyczyna takiego stanu rzeczy zostanie wyjaśniona w dalszej części w oparciu o 10 tez dotyczących różnych, ogólnoeuropejskich i krajowych, płaszczyzn znaczenia, konsensusu i konfliktu miejsca pamięci „rok 1945“.

I. „Rok 1945“ jest bez wątpienia centralnym europejskim lieu de mémoire, o ile nie wręcz najważniejszym miejscem pamięci żyjących dzisiaj Europejczyków. Jak wspomniano, jest on w najwyższym stopniu kontrowersyjny, ponieważ w różnych częściach Europy jest zupełnie inaczej interpretowany. W 1985 r. prezydent Republiki Federalnej Niemiec Richard von Weizsäcker w swym słynnym przemówieniu z okazji 40 rocznicy zakończenia wojny stwierdził: „Zwycięstwo czy klęska, uwolnienie od niesprawiedliwości i niewoli czy przejście w nową zależność, podział, nowe sojusze, potężne przesunięcia władzy – dzień 8 maja 1945 r. to data o decydującym znaczeniu historycznym w Europie“3.

II. Podczas tworzenia mapy odmiennych interpretacji daty „rok 1945“ nad wyraz pomocny okazuje się, zdaniem Oskara Haleckisa, podział Europy według kryteriów kulturowo- i religijno-historycznych na trzy wielkie regiony historyczne: „Europa Zachodnia“, „Europa Środkowa“ i „Europa Wschodnia“ (z dalszym podziałem Europy Środkowej na „Europę Środkowo-Zachodnią“ i „Europę Środkowo-Wschodnią“)4. Abstrahując od makrohistorycznej, długookresowej perspektywy Haleckisa, nie jest to przypadek o tyle, że ta część jego historycznego dorobku po bliższej analizie okazuje się być bezpośrednim produktem II Wojny Światowej i początku Zimnej Wojny.

III. Pamięć o 1945 r. ciągle cechuje komponent „aliancki” czy transatlantycki, czyli komponent mocarstw koalicji antyhitlerowskiej. Zgodnie z nim lieu de mémoire „rok 1945“ oznacza „wyzwolenie Europy”, „zwycięstwo nad hitleryzmem”, a wręcz „triumf demokracji”. Ta interpretacja dominuje w „Europie Zachodniej” Haleckisa, czyli przede wszystkim w Wielkiej Brytanii i we Francji (łącznie z USA), jak również w „Europie Wschodniej“, tzn. na obszarze WNP, tutaj zaś przede wszystkim w postsowieckiej Federacji Rosyjskiej.

IV. W „Europie Środkowo-Zachodniej“ Haleckisa, czyli w Niemczech i Austrii, miejsce pamięci „rok 1945“ wykazuje ambiwalentny charakter: Oznacza koniec morderczej dyktatury, ale przez długi czas oznaczał również „porażkę”, „załamanie”, czy wręcz „katastrofę” lub „okupację”, „sprawiedliwość zwycięzców” i „podział”, zaś we wschodniej części Niemiec ponadto początek ostatniej dyktatury. „Dzień 8 maja dla nas Niemców nie jest dniem świętowania“, powiedział Richard von Weizsäcker we wspomnianym przemówieniu w dniu 8 maja 1985 r., „a jednak […] pozostaje faktem: 8 maja był dniem wyzwolenia“5.

V. W „Europie Środkowo-Wschodniej“ Haleckisa, tutaj przede wszystkim w Polsce i trzech państwach bałtyckich, konotacje szyfru „rok 1945“ są jednoznacznie negatywne, ponieważ jest on niemal identyczny z innym miejscem pamięci, mianowicie z „Jałtą”. „Jałta“ oznacza tutaj zdradę ze strony angloamerykańskich sojuszników w postaci wydania Polski Stalinowi oraz płynne przejście z jednego dyktatorskiego i etnicznie obcego reżimu okupacyjnego do drugiego.

VI. Pluralizm pamięci o „roku 1945“, który został umożliwiony przez epokowy rok 1989, w przestrzeni politycznej przyjął kształt gwałtownych konfliktów pamięci. Dotyczy to przede wszystkim odpowiedniego, szorstkiego kontrastu pomiędzy „Europą Środkowo-Wschodnią“ i „Europą Wschodnią“. Z perspektywy bałtycko-polskiej „rok 1945“ oznacza przejście z niewoli narodowo-socjalistycznej w kolejną, mianowicie sowiecką, natomiast z perspektywy rosyjskiej „rozgromienie faszyzmu hitlerowskiego” i „wyzwolenie narodów Europy” – łącznie z Estończykami, Łotyszami, Litwinami i Polakami.

VII. Kontrast pomiędzy byłymi przeciwnikami z czasów wojny światowej, rozwijając się w przeciwnym kierunku niż gorzkie kulturowe konflikty pamięci pomiędzy „Europą Środkowo-Wschodnią” a „Europą Wschodnią”, niemal zanikł. Dotyczy to zarówno wykładni „roku 1945” jako początku denazyfikacji, demokratyzacji i cudu gospodarczego, która z czasem stała się przedmiotem konsensusu pomiędzy aliancką „Europą Zachodnią” oraz narodowo-socjalistyczną „Europą Środkowo-Zachodnią“, jak również zgodności interpretacyjnej pomiędzy „Europą Środkowo-Zachodnią” - zatem pomiędzy zjednoczonymi Niemcami i Austrią - oraz społeczeństwami post-sowieckimi, jeżeli chodzi o zbrodniczy charakter narodowo-socjalistycznej agresji i przestępczej niemieckiej polityki okupacji i zniszczenia.

VIII. W dużym stopniu konsensualna stała się także z czasem pamięć o „roku 1945“ w „Europie Środkowo-Zachodniej” i „Europie Środkowo-Wschodniej“, czyli pomiędzy Niemcami i Austrią z jednej strony oraz Polską i Republiką Czeską z drugiej strony. Jednak na miejsce pamięci „rok 1945“ częściowo nakłada się miejsce pamięci „wypędzenie”, a tym samym osłabia „środkowo-europejski” konsensus pamięci. Stosowana w „Europie Środkowo-Wschodniej” argumentacja post hoc, ergo propter hoc w części społeczeństw przeciwstawiana jest poglądowi, że taka relacja przyczynowo-skutkowa nie istnieje. Odpowiednio „wypędzenie” Niemców interpretowane jest jako zbrodnia sui generis, a nie jako konsekwencja nazistowskiej polityki okupacyjnej łącznie z jej komponentami przymusowych przesiedleń i eksterminacji.

IX. Jeszcze bardziej konfliktogenny niż stosunek obu lieux de mémoire „rok 1945“ i „wypędzenia“ jest stosunek pomiędzy „rokiem 1945“ i „Holocaustem“: W „Europie Środkowo-Wschodniej“ postulat ogólnoeuropejskiej pamięci o Holocauście odbierany jest jako bezpośrednia konkurencja wobec własnej interpretacji „Jałty”, jako niemile widziane upomnienie, czy wręcz podprogowy zarzut antysemityzmu. Również w postsowieckiej „Europie Wschodniej” „Holocaust“ uważa się za fenomen pamięci, który jest obcy, ponieważ czysto niemiecki, niezwiązany z własną historią narodową i imperialną.

X. Ścisłe powiązanie miejsc pamięci „Holocaust“ i „rok 1945“ z „zachodnioeuropejskiej” i „środkowo-zachodnioeuropejskiej” perspektywy oraz postulat ogólnoeuropejskiego unormowania natrafiają na opór w „Europie Środkowo-Wschodniej“ oraz częściowo w „Europie Wschodniej“ z jeszcze innego powodu: Z punktu widzenia kultury pamięci sowiecka dyktatura komunistyczna jest tutaj stawiana na jednym poziomie hierarchicznym z dyktaturą narodowo-socjalistyczną, odpowiednio zachodniej pamięci o Holocauście jest przeciwstawiana na zasadzie równoważności wschodnia pamięć o gułagach. To z kolei wywołało w Niemczech i Stanach Zjednoczonych gwałtowny protest i zarzuty antysemityzmu bez odniesienia się do kluczowego pytania o ambiwalencję miejsca pamięci „rok 1945“.

Odwołując się do negatywnego północno-afrykańskiego nacechowania miejsca pamięci „rok 1945“ Dan Diner wyraził wątpliwość, „czy symbol 8 maja 1945 jako pozytywne zachodnie wydarzenie założycielskie będzie miało spokojną przyszłość“6. To samo dotyczy dnia 8 (lub według sowieckiego zwyczaju 9) maja 1945 r. jako pozytywnego „wschodniego” wydarzenia założycielskiego ze względu na wspomnianą, środkowo-wschodnioeuropejską antytezę „Jałty“. Tak jak „Sétif“ w ujęciu pozaeuropejskim stawia pod znakiem zapytania europejską ikonę pamięci „rok 1945“, tak samo czyni „Jałta“ z punktu widzenia wewnątrz-europejskiego. Stąd też przypuszczenie wyrażone na początku niniejszej pracy, iż otwarte rozgrywanie kontrowersji wokół centralnego europejskiego miejsca pamięci „rok 1945“, które umożliwił epokowy rok 1989, nie tylko się utrzyma, ale wręcz zaostrzy. Pamięć o końcu wojny i stworzeniu powojennego porządku jest obecnie zbyt pełna sprzeczności – częściowo również zbyt traumatyczna – by mogła posłużyć jako fundament europejskiej kultury pamięci.

 


prof. Stefan Troebst - Dyrektor Humanistycznego Centrum Historii i Kultury Europy Środkowowschodniej (GWZO) i profesor Studiów Kulturowych Europy Środkowowschodniej na Uniwersytecie w Lipsku. Członek i przewodniczący wielu fundacji. W Europejskiej Sieci Pamięć i Solidarność zasiada w Radzie Naukowej.